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Politik: Familienstudie: Kinder nicht nur Privatsache

Berlin - Die Bundesregierung erhält für die Einführung des Elterngeldes Rückendeckung von Fachleuten. Im siebten Familienbericht, der am Dienstag im Kabinett beraten wurde, spricht sich die Expertenkommission unter Leitung des Berliner Familienforschers Hans Bertram für die Einführung der neuen Leistung nach skandinavischem Vorbild aus – inklusive der Vätermonate.

Berlin - Die Bundesregierung erhält für die Einführung des Elterngeldes Rückendeckung von Fachleuten. Im siebten Familienbericht, der am Dienstag im Kabinett beraten wurde, spricht sich die Expertenkommission unter Leitung des Berliner Familienforschers Hans Bertram für die Einführung der neuen Leistung nach skandinavischem Vorbild aus – inklusive der Vätermonate. Insgesamt kritisieren die Wissenschaftler, dass die deutsche Familienförderung der vergangenen Jahrzehnte, die in erster Linie auf Finanztransfers ausgerichtet war, nicht mehr zeitgemäß ist. Der Familienbericht kommt zum Ergebnis, dass Kinder nicht nur Privatsache sein dürfen. Die Leistungen der Familien für die Gesellschaft würden nicht „naturwüchsig erbracht“, heißt es in dem gut 600-seitigen Bericht.

Damit junge Paare ihre Kinderwünsche realisieren, ist nach Ansicht der Forscher ein Dreiklang in der Familienpolitik notwendig: Dazu gehören auch finanzielle Transfers wie das Elterngeld. Laut Bertram wird damit der „Achterbahn-Effekt“ aufgehoben: Bisher sinkt das Familieneinkommen nach der Geburt des Kindes deutlich, wenn vorher beide Partner berufstätig waren. „Das Elterngeld wird dann gezahlt, wenn die Eltern besonders darauf angewiesen sind“, sagt Bertram.

Zweitens benötigen Familien eine bessere und flexiblere Infrastruktur für die Betreuung ihrer Kinder. „Die Kommunen müssen massiv in Kinderbetreuung investieren“, fordert Bertram. Der Bericht widerlegt das Vorurteil, dass berufstätige Mütter als „Rabenmütter“ ihre Kinder vernachlässigen. In Finnland, wo die Frauenerwerbsquote besonders hoch ist, verbringen Mütter im Schnitt gut zweieinhalb Stunden am Tag mit der Fürsorge ihrer unter sechsjährigen Kinder, in Deutschland sind es zwei Stunden.

Die Forscher werben dafür, es Eltern zu erleichtern, Kinder im Lebenslauf und im Alltag unterzubringen. Die Zeit, sich für Kinder zu entscheiden, ist in Deutschland knapp – die Wissenschaftler nennen das „Rushhour“. Nach einer (häufig) langen Ausbildung sehen Frauen sich vor dem Problem, Berufseinstieg und Familiengründung in wenigen Jahren unter einen Hut zu bringen. In anderen Ländern ist diese Phase entzerrt – etwa weil Zusatzausbildungen auch während der Elternschaft üblich sind.

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