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Politik: Fanatischer Islamist – und ein Terrorhelfer? In Hamburg beginnt ein weiterer

Prozess zum 11. September 2001

Von Frank Jansen

Die Stimme ist voller Hass. „Du hast die Aufgabe gegenüber den Ungläubigen, ihre Herrschaften zu beseitigen, ihre Kinder zu töten, ihre Frauen zu erbeuten und ihre Häuser zu zerstören“, sagt Abu Qatada. Der inzwischen in Großbritannien inhaftierte Prediger hat reichlich Videokassetten mit solchen Botschaften verschickt. Eines dieser Bänder fand das Bundeskriminalamt in der Hamburger Wohnung von Abdelghani Mzoudi. Die Ermittler haben keine Zweifel: Der im Oktober 2002 festgenommene Marokkaner, einst in Afghanistan gedrillt, hat die Hamburger Zelle um den Selbstmordpiloten Mohammed Atta unterstützt. Mit finanziellen Transaktionen und einer Deckadresse. Außerdem soll der 30 Jahre alte, seit 1993 in Deutschland lebende Student zwei Mitgliedern der Gruppe einen Unterschlupf verschafft haben. Für Generalbundesanwalt Kay Nehm steht fest: Mzoudi ist mitschuldig am Terrorangriff auf die USA. Ob das stimmt, muss nun das Hanseatische Oberlandesgericht Hamburg von Donnerstag an klären.

Ein halbes Jahr nach dem Urteil gegen Mzoudis Freund Mounir al Motassadeq wird es nun im weltweit zweiten Prozess zum 11. September offenbar zu einer Art Neuauflage des ersten Verfahrens kommen. Mit allen Zweifeln und Tücken. Das Oberlandesgericht schickte al Motassadeq trotz teilweise dünner Beweise für 15 Jahre ins Gefängnis – wegen der Delikte, die der Generalbundesanwalt auch Mzoudi vorhält: Beihilfe zu 3066-fachem Mord, versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.

Der 3. Strafsenat verurteilte al Motassadeq, obwohl wichtige Zeugen nicht gehört werden konnten. Die Amerikaner verweigerten jeden Zugang zu Ramzi Binalshibh, einer Schlüsselfigur der Hamburger Gruppe. Der Jemenit, im September 2002 in Pakistan festgenommen, hätte al Motassadeq vielleicht entlastet. Auch im Fall Mzoudis erscheint es ausgeschlossen, dass der Strafsenat an eine Aussage Binalshibhs herankommen kann.

Mzoudi wird dem Strafsenat die Wahrheitssuche wohl nicht erleichtern. Im Gegensatz zu al Motassadeq, der vor Gericht forsch plauderte, will Mzoudi, so sagt es seine Verteidigerin, zu allen Vorwürfen schweigen.

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