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Das neue FDP-Logo. Die Liberalen wollen auf potentielle Wähler netter wirken.

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Farbenpsychologen zu neuem Logo der Liberalen: Die FDP färbt sich jetzt spätrömisch dekadent

Ein Balken in Magenta soll die FDP als mitfühlende Partei präsentieren. Wenn die Liberalen konsequent gewesen wären, hätten sie Rot gewählt. Was Farbenpsychologen zum neuen Parteilogo sagen.

Es musste wohl ein neues Logo sein. Die FDP hat sich beim traditionellen Dreikönigstag einen Neustart verordnet, dabei jedoch vor allem alte Inhalte präsentiert: Freihandel, Startups und Elitenförderung sind gut - Steuern grundsätzlich zu hoch und sollten ohnehin nicht für so etwas für schwarz-rote Rentengeschenke verwendet werden. So war ein neuer Balken in Magenta-Pink, der das traditionelle gelb-blaue FDP-Logo nun ergänzt, das auffälligste Symbol der neuen, alten Liberalen. Sympathischer und freundlicher solle das neue Logo die FDP erscheinen lassen, hatte es im Vorfeld aus Parteikreisen geheißen. Die für das neue Logo verantwortliche Werbeagentur ließ verlauten, sie wolle sichtbar machen, „was an Menschlichem und Einfühlsamem im Programm der Partei steht“. Von Tapeten, die gelegentlich überklebt werden müssten, damit die tolle eigene Wohnung wieder als solche empfunden wird, sprach der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki.

Ob das neue Logo dafür sorgen kann, dass die FDP vom Wähler nicht mehr als kalt-zynische Partei für Reiche, Steuervermeider und reiche Steuervermeider empfunden wird, ist zumindest aus wissenschaftlicher Sicht fraglich. Klausbernd Vollmar, Diplompsychologe und Autor vieler Bücher über Farbwirkungen, hält Magenta für kaum geeignet, um Wärme zu transportieren. "Dieser von der FDP gewählte Ton hat eher etwas Cooles", sagt Vollmar, "es ist daher verwunderlich, dass diese Farbe ausgesucht wurde." Das dem Magenta ähnliche Purpur sei immer "eine Farbe der Macht" gewesen. Zu Zeiten des großen römischen Imperiums sei Purpur Senatoren vorbehalten gewesen.

Etwas Macht könnten der entparlamentarisierten FDP sicher nicht schaden. Dass die Partei allerdings eine Verbindung zum antiken Rom gesucht hat, darf angesichts der vielen Menschen noch präsenten Aussage ihres früheren Vorsitzenden Guido Westerwelle über die "spätrömische Dekadenz" deutscher Transferleistungsempfänger allerdings eher bezweifelt werden. Magenta dürften die meisten Deutschen allerdings ohnehin eher mit der Telekom assoziieren, die "diese Farbe erst ins Bewusstsein gebracht hat", sagt Vollmar.

Magenta ist komplementär zum immer noch dominierenden FDP-Gelb. Fast

Der Farbexperte bemängelt außerdem, dass Magenta fast komplementär zum immer noch dominierenden Gelb ist, "aber eben nur fast". Komplementärfarben stehen sich im Farbkreis gegenüber und werden deshalb gerne gewählt, um starke Kontraste zu erzielen. Die logische Wahl für die FDP wäre demnach Rot gewesen. Dem geneigten politischen Beobachter wird allerdings einleuchten, warum Rot für die FDP kaum in Frage kommt. Hier tritt allerdings ein Problem auf, mit dem sich die meisten Parteien auf der Suche nach einem für sie passenden, neuen Ton häufiger herumschlagen: die meisten Farben sind schon politisch "besetzt".

Dynamisch. Christian Lindner will der FDP mit alten Inhalten neues Leben einhauchen.
Dynamisch. Christian Lindner will der FDP mit alten Inhalten neues Leben einhauchen.

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Wahrnehmungspsychologe Heiko Hecht von der Uni Mainz sieht vor allem die Assoziation der Farbe Magenta mit der Telekom in Deutschland als "eher fragwürdig" für die FDP. Diese Verbindung könne kaum gewollt sein. Magenta oder ähnliche Farbtöne seien in den vergangenen Jahren beispielsweise als "Cool down Pink" in Mode gekommen. Diese Farbe wird in Gefängnissen oder ähnlichen Einrichtungen als Farbe für die Wände benutzt, da sie beruhigend wirken soll. "Cool down Pink" ist allerdings deutlich weicher und milchiger als das von der FDP gewählte Magenta. Ohnehin sagt Hecht, dass er und sein Team Versuche gemacht hätten, um die aggressionshemmende Wirkung von Pink nachzuweisen, allerdings kaum eine Wirkung festgestellt hätten. Die Wirkung eines neuen Logos könnte insgesamt zwar beträchtlich sein, langfristig bezweifelt Hecht jedoch, dass die Liberalen als eine neue, nette FDP wahrgenommen werden könnten. Auf diese Wirkung zielte wohl auch eine weitere Änderung des Logos ab: Das Blau des Schriftzuges "Freie Demokraten" ist deutlich heller gehalten als zuvor.

Persönlich wünscht Hecht der FDP unabhängig vom neuen Logo alles Gute, "es wäre schade um unsere Parteienlandschaft, wenn die Kleinen verschwinden". Da die FDP sich für Dreikönig nicht nur aufwendig ein neues Logo, sondern auch schicke neue Lounge-Sessel besorgt hatte, in denen die Parteispitze residierte, wäre das allerdings auch wirklich eine Verschwendung.

Der Wahrnehmungspsychologe Prof. Dr. Heiko Hecht arbeitet an der Universität Mainz.

Diplompsychologe Klausbernd Vollmar schrieb zuletzt das Buch „Das große Buch der Farben“, erschienen im Urania Verlag (Königsfurt).

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