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Fast 70 Tote seit Juni: Kaschmir: Die Gewalt kehrt zurück

Lange schien im Krisenherd Kaschmir Ruhe eingekehrt zu sein. Doch nun ist der Aufstand in der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Himalaya-Region gegen die indische Zentralregierung wieder blutig aufgeflammt.

„Wir wollen Freiheit“ und „Indische Soldaten, geht nach Hause“ skandieren die Menschen. Zehntausende Kaschmiris zogen nach den Gebeten zum Ende des Fastenmonats Ramadan am Samstag durch die Straßen Srinagars und anderer Städte, um gegen das als Besatzungsmacht empfundene Indien und für ein unabhängiges Kaschmir zu demonstrieren.

Es kam zu gewalttätigen Krawallen. Die Demonstranten setzten Polizei- und Regierungsgebäude in Brand, Sicherheitskräfte feuerten Warnschüsse in die Luft und warfen Tränengas in die Menge. Mindestens elf Menschen, darunter sieben Zivilisten und sechs Polizisten, wurden verletzt. Um weitere Unruhen und eine Eskalation zu verhindern, verhängte die Regierung am Sonntag für Srinagar und weitere größeren Städte eine unbefristete Ausgangssperre. Panzer und bewaffnete Sicherheitskräfte patrouillierten durch die Straßen.

Die Unruhen hatten vor drei Monaten begonnen, nachdem ein 17-jähriger Junge wahrscheinlich von Sicherheitskräften getötet worden war. Seitdem kam es in der der lieblichen Bergregion, die auch ein beliebtes Touristenziel ist, fast täglich zu Protesten. Seit Juni wurden fast 70 Menschen getötet.

Die beiden Nachbarländer Indien und Pakistan streiten sich seit mehr als 50 Jahren um die Himalaya-Region und führten deshalb zwei Kriege. Die meisten Muslime in Kaschmir scheinen allerdings weder zu Indien noch zu Pakistan gehören zu wollen. Nach einer neuen Umfrage im Auftrag der indischen Zeitung „Hindustan Times“ tritt eine überwältigende Mehrheit der Menschen für einen eigenen Staat Kaschmir ein. So plädierten zwei Drittel der Befragten dafür, dass Kaschmir unabhängig von Indien wird, aber nur sechs Prozent wollten, dass Kaschmir an Pakistan fällt.

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