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Politik: FDP: Dank fürs Ungesagte

Die Dixieland-Band bekam immer neue Zeichen, doch bitte weiterzuspielen und glücklicherweise reichte das Repertoire der Musiker, so dass sie keinen Titel wiederholen mussten. Jürgen Möllemann hätte längst zu ihnen auf die Bühne stürmen und zu den Gästen reden sollen, aber es strömten so viele in den Ballsaal des Düsseldorfer Hilton, dass der Chef der nordrhein-westfälischen Liberalen noch immer unten am Eingang stand und tapfer Hände schüttelte.

Die Dixieland-Band bekam immer neue Zeichen, doch bitte weiterzuspielen und glücklicherweise reichte das Repertoire der Musiker, so dass sie keinen Titel wiederholen mussten. Jürgen Möllemann hätte längst zu ihnen auf die Bühne stürmen und zu den Gästen reden sollen, aber es strömten so viele in den Ballsaal des Düsseldorfer Hilton, dass der Chef der nordrhein-westfälischen Liberalen noch immer unten am Eingang stand und tapfer Hände schüttelte. Mit etwas mehr als 1000 Anhängern hatten die Liberalen zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang gerechnet und als Möllemann mit fast einer halben Stunde Verspätung an die Mikrofone tritt, verkündet er: "Wir freuen uns über 1800 Gäste, so viele waren noch nie hier". Ganz im Gegensatz zu dem, was man dem umtriebigen Liberalen nachsagt, spiegelte sein Gesichtsausdruck bei diesen Worten eher Gelassenheit denn überbordende Siegeszuversicht. Und wenige Sätze danach erinnerte er die versammelte Gemeinde an den Neujahrsempfang vor einem Jahr, als er sein Acht-Prozent-Ziel für den Landtagswahlkampf ausgerufen hat. "Jürgen, Jürgen", karikiert er die Reaktion der vielen damals, "das ist ja gut, aber vielleicht doch ein bisschen dick aufgetragen". Inzwischen weiß jeder in der Republik, dass Möllemann 9,8 Prozent geholt hat.

"Mission 18 Prozent" hat er in diesem Jahr vor den Türen des Ballsaales plakatieren lassen. Und da bei dieser Zahl der eine oder andere noch immer nachdenklich den Kopf wiegt, redet sich Möllemann in Form. Er hämmert die gleichen Botschaften wie im NRW-Wahlkampf, er will mehr Geld für Bildung und Straßen ausgeben, rot-grüne Freude an neuen Regeln durch liberale Gesetze ersetzen. Doch das alles ist für ihn nur Beiwerk seiner Hauptnachricht. "Gemeinsam haben wir die Acht geschafft", wiederholt er gleich mehrfach in seiner Rede, "gemeinsam schaffen wir auch die 18".

An dieser Stelle klatschen sie am Ende so begeistert, dass auch Guido Westerwelle mit einstimmen muss in den Chor der Möllemann-Freunde an diesem Vormittag. Das Wort Kanzlerkandidat taucht übrigens in der Rede von Möllemann nur an einer Stelle auf, nur in einem Nebensatz erwähnt er es und erntet dafür später Lob von Westerwelle. "Ich danke Ihnen für das, was Sie gesagt haben, Herr Möllemann", sagt der designierte Parteichef, "aber ich danke Ihnen auch für das, was Sie nicht gesagt haben", fügt er unter heftigem Gelächter im Saale an. Dabei war die zentrale Botschaft des Tages längst verkündet worden - und Möllemann hatte im Hintergrund Regie geführt. Cornelia Pieper, die stellvertretende Parteichefin der Liberalen und FDP-Chefin in Sachsen-Anhalt sagte unter Beifall in den Saal: "Wir im Osten unterstützen das Projekt 18 - mit einem Kanzlerkandidaten". Ähnlich hatte sich am Wochenende in Zeitungsinterviews auch der Bremer FDP-Chef Claus Jäger geäußert. Skeptisch zeigten sich dagegen erneut die FDP-Landeschefs von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, Rainer Brüderle und Walter Döring.

Nach Piepers Plädoyer für einen eigenen Kanzlerkandidaten rührte auch Westerwelle seine Hände, obwohl er wenig später in seiner Rede einen Satz sagte, der wiederum bei Möllemann den Puls beschleunigte. "Ich möchte Sie", hatte den liberalen Freunden zugerufen, "in die nächste Bundestagswahl führen". Dass dies nun seinerseits ein Anspruch auf die Kanzlerkandidatur gewesen sein könnte, vermutete am Ende keiner. Stefan Grüll, Möllemanns Stellvertreter in der Landtagsfraktion, freute sich gar und sprach aus, was viele im Ballsaal empfanden: "Die beiden waren heute ein gutes Tandem".

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