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FDP-Neujahrsempfang: Jubel für Guido Westerwelle

Beim Neujahrsempfang der FDP in Nordrhein-Westfalen beklatscht die Partei Guido Westerwelle. So begeistert, dass manche in den ersten Reihen schon nervös werden.

Guido Westerwelle braucht dieses Mal keine zwei Minuten. Er hämmert die Worte im Stakkato ins Mikrofon, seine Sätze peitschen durch den Raum. Das Publikum applaudiert dankbar. Der Beifall steigert sich noch, wenn er die Erfolge der Freiheitsbewegungen im Nahen Osten beschwört und an keiner Stelle hinzuzufügen vergisst, dass das gerade für Liberale besonders beispielgebend ist. Keine Frage, nach kürzester Zeit hat der Bundesaußenminister die versammelte liberale Gemeinde bei diesem Neujahrsempfang in Düsseldorf für sich eingenommen, sie feiern ihn frenetisch.

Als Westerwelle seine Rede schließt und sich die knapp 1000 Liberalen dem Sekt und den Häppchen zuwenden, gibt es nur ein Gesprächsthema: den ehemaligen Vorsitzenden und dessen flammenden Appell, die Fackel der Freiheit gegen den Zeitgeist der Umverteilung und Bevormundung zu verteidigen. Gesundheitsminister Daniel Bahr hingegen kommt in diesen Gesprächen kaum vor. Allenfalls, weil man sich wundert, warum ein talkshowerfahrener Politiker wie er, der Chef des bedeutenden Landesverbands an Rhein und Ruhr, jeweils vor großen Sälen rhetorisch scheitert. Bahr hat sich in seinem Wortbeitrag überwiegend mit der Vergangenheit beschäftigt und die aufrechten Liberalen zu mahnen versucht, sich nicht für die Ergebnisse der Berliner Politik zu schämen; dies freilich so oft penetrant wiederholt, dass im Kopf der Zuhörer eher all die misslungenen Episoden der Berliner Koalition auflebten und er genau jene Schamerlebnisse reproduzierte, die er eigentlich vergessen machen wollte.

Guido Westerwelle ist das natürlich nicht entgangen, aber er spielte auf eigene Rechnung. Schon im Vorfeld des Düsseldorfer Neujahrsempfangs hatte er streuen lassen, dass er sich zum ersten Mal seit seinem Rückzug vom Amt des FDP-Vorsitzenden wieder der innenpolitischen Arena zuwenden wolle. Natürlich war ihm nicht entgangen, dass diese Ankündigung bei dem einen oder anderen Liberalen Nervosität ausgelöst hatte. Bevor er dazu aber in seinem Vortrag kommt, steigert er die Erwartungshaltung noch, indem er außenpolitische Themen streift und – das ist Pflicht bei allen FDP-Veranstaltungen – den in der ersten Reihe sitzenden Übervater Hans-Dietrich Genscher als Architekten der deutschen Einheit lobt.

Erst als er dieses Kapitel bewältigt hat, watscht er zunächst kurz die Linken ab, um sich dann am grünen und sozialdemokratischen Zeitgeist abzuarbeiten, der seiner Einschätzung nach inzwischen auch weite Teile der Union erfasst hat. „Denken Sie nur an Laumann und Röttgen, dann wissen Sie, was ich meine“, so klingt das in seinen Worten. „Menschen zu bevormunden, ist keine Geisteshaltung“, ruft er in den Saal und baut die Liberalen daneben als die einzige politische Kraft in Deutschland auf, die sich widersetzt. „Wir brauchen Liberale mit heißem Herzen, selbstbewusste Liberale, die sich nicht vom Zeitgeist einschüchtern lassen“, sagt er und fügt wenig später jenen Satz an, für den er so oft gescholten wurde: „Wir sind die Partei der Leistungsgerechtigkeit.“

Natürlich nimmt Westerwelle die zunehmende Nervosität bei dem einen oder anderen in der ersten Reihe wahr, deshalb schiebt er gegen Ende noch nach: „Ich will den Erfolg der neuen Parteiführung, ich stehe nicht mehr auf der Bühne, Leute – das habe ich hinter mir“, gibt er zu Protokoll. „Ich stehe im Maschinenraum, und da will ich weitermachen.“

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