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So sah die FDP noch 2013 bei Dreikönig aus.

© Reuters

FDP und Drei-König: Drei-Prinzessinnen-Treffen

Die FDP zu Dreikönig: Aufstiege begannen dort, seit jeher, Abstiege auch. In jedem Fall gab es wegweisende Reden. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Das Drei-Königs-Treffen der FDP … Mein Gott, waren das Zeiten. Da musste man früher unbedingt hin. Nicht nur wegen des für Politik ungewöhnlichen Ambientes, des Staatstheaters in Stuttgart, sondern vor allem wegen der innerparteilichen Bedeutung. Aufstiege begannen dort, seit jeher, Abstiege auch. In jedem Fall gab es wegweisende Reden.
Dass Philipp Rösler ein qualvoller Abstieg bevorstehen könnte – ein Zeichen dafür war, wie er bei Dreikönig ankam. Eben nicht. Applaus kann ja auch nach Rauswurf klingen. In der Rückschau war Dirk Niebels Kritik am Unzustand seiner Partei, eine Attacke mit schwerem Geschütz, nur zu wahr. Aber wer wollte das seinerzeit schon wahrhaben?
Das Drei-Königs-Treffen heute: Es gibt immerhin mindestens eines, das bemerkenswert ist – dass es neben allem anderen auch ein Drei-Prinzessinnen-Treffen ist. Frauen waren bei der FDP ja lange im Hintertreffen. Die drei sind Nicola Beer aus Hessen, 44, Generalsekretärin der FDP, Katja Suding, 39, Hamburger Spitzenkandidatin, und Lencke Steiner, 29, die Bremen erobern will. „Power- Frauen“, wie Beer sich und ihren Parteifreundinnen Mut macht. Suding, von Guido Westerwelle entdeckt, will die 6,7 Prozent aus dem Jahr 2011 sogar überbieten. Diesen Anspruch nur schon zu formulieren, erfordert wirklich einigen Mut. Und Kollegin Steinke? Die spricht von acht Prozent, die sie schaffen will.

Kommt die Rettung aus dem Norden?

Acht Prozent – die hatte die FDP zu ihren besseren Zeiten als Ziel ausgegeben, und bereits damals erschien das wagemutig, ja waghalsig. Heute aber erst recht, da die Freien Demokraten in Umfragen zwischen zwei und vier Prozent schwanken, dümpeln geradezu. Ob die Rettung aus dem Norden kommt?

Wenn man den Vizekönig der FDP fragt, Wolfgang Kubicki aus Kiel, dann gewiss. Acht Prozent – er weiß, wie man die schaffen kann. Bei der Landtagswahl 2012 erreichte die FDP mit ihm als Spitzenkandidat 8,2 Prozent. Das erinnert an Zeiten mit Jürgen W. Möllemann, der mit Kubicki dicke war; Möllemann, der der Entdecker von Kubickis heutigem Partner in der Führung ist, von Christian Lindner. Ob Kubicki dem auch deshalb so die Treue hält? Gleichviel, die Art, wie sich beide ergänzen, ist erstaunlich. Die eröffnet Lindner sogar die Möglichkeit, sich im Widerspruch zu Kubicki zu profilieren.
In der Beurteilung der „Pegida“ zeigt es sich gut. Während Kubicki ein gewisses Verständnis für die Sorgen derer bekundet, die bei „Pegida“ mitmarschieren, zeigt Lindner geradezu demonstrativ sein Unverständnis. Diese Haltung hat eine urliberale Tradition. Kubicki als der Advocatus diaboli, der er nicht selten ist und sein will, berührt hingegen ihren nationalen Rand – und das hat auch Tradition.

Die FDP hatte immer einen nationalliberalen Anteil, mal mehr, mal weniger. Nicht zuletzt war das ein großes und umstrittenes Thema zu Möllemanns Zeiten; Zeiten, in denen die FDP über ihr Wahlziel acht Prozent hinauswuchs. Die Frage ist allerdings, ob die Wähler diese Spreizung im Liberalen noch nachzuvollziehen bereit sind. Hans- Olaf Henkel ist schon bei der AfD. Aber die Reden zu Dreikönig werden den Weg weisen.

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