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Das Berliner Robert-Koch-Institut muss sich unangenehme Fragen gefallen lassen.

© dpa

Feiertag: Arzt konnte wichtigen Ehec-Hinweis nicht melden

Bei der Suche nach der Quelle der Ehec-Erkrankungen ist möglicherweise wertvolle Zeit verloren gegangen. Ein Arzt konnte einen Hinweis nicht melden - Experten des Robert-Koch-Instituts waren nicht erreichbar.

Berlin - Der Direktor des Dresdner Uniklinikums, Gerhard Ehninger, hat am Himmelfahrts-Donnerstag versucht, wichtige Hinweise an das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) weiterzugeben. Doch dort war niemand zu erreichen. Über die RKI-Hotline habe er erfahren, dass von den Experten bis Montag niemand erreichbar sei, sagte Ehninger dem Tagesspiegel. Als Grund sei der Brückentag genannt worden, und am Wochenende arbeite ebenfalls niemand, habe es geheißen.

Dabei hatte Ehninger einen heißen Tipp. Sein Patient wusste ganz genau, wann und wo er sich infiziert hatte – es war am 9. Mai, in einem Restaurant auf dem Darß. Bei dem Familientreffen hatten sich noch zwei weitere Familienmitglieder infiziert, die in Lübeck behandelt werden. Und ein weiterer schwerer Ehec-Fall, den Ehninger in seiner Klinik hat, nahm seinen Ausgang in einer Gaststätte auf der Insel Rügen, dort steckten sich am gleichen Tag ebenfalls mehrere Gäste an. Die Ostsee-Orte lägen nah beieinander, die Schnittmenge der Lieferanten könne nicht groß sein, sagt der Klinikdirektor. Die Chancen, den Erreger zu finden, stünden also gut. Er hätte erwartet, dass die Experten ein Interesse daran hätten, sich schnellstmöglich an diesen Hotspot zu begeben, sagt Ehninger.

Der Professor bekam erst am Montag, vier Tage nach seiner Alarmmeldung, einen Rückruf vom RKI. Danach, so sagt er, habe sich niemand mehr bei ihm gemeldet. Nicht zum Nachfragen, nicht um die Kranken oder ihre Angehörigen zu interviewen.

Dass für den Dresdner Medizinprofessor an Himmelfahrt im RKI keiner erreichbar gewesen sei, ist nach Angaben eines Institutssprechers nur „schwer vorstellbar“. Schon lange vor Himmelfahrt sei wegen Ehec ein Lagezentrum eingerichtet worden, das permanent erreichbar gewesen sei. Außerdem gebe es – unabhängig von Ehec – eine infektionsepidemiologische Hotline, bei der auch immer jemand Dienst habe, sagte der RKI-Sprecher. Und auch die Pforte habe „klare Anweisungen“, wohin sie Anrufer weiterleiten solle.

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