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Mit Mund-Nasen-Schutz zur Einschulungsfeier: In Mecklenburg-Vorpommern beginnt die Schulzeit.

© dpa/Jens Büttner

Ferienende und die Infektionszahlen steigen: Wie erste Bundesländer den Schulstart trotz Pandemie meistern wollen

Während die Corona-Zahlen steigen, öffnen die Schulen nach den Sommerferien. Wie hoch ist das Risiko und wie sollen Schüler geschützt werden?

Für Kinder und Jugendliche in drei Bundesländern geht er wieder los: der Schulbesuch unter Corona-Bedingungen. Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein starten schon an diesem Montag, Hamburg folgt am Donnerstag. Viele Klassenkameraden werden zusammentreffen, denn alle drei Länder starten mit Präsenzunterricht.

Wie es weitergeht, wird von der Entwicklung der Corona-Zahlen abhängen - und die steigen derzeit stetig, wenn auch auf niedrigem Niveau. Weder Eltern- noch Lehrervertreter geben sich Illusionen hin. „Es wird absehbar auch im neuen Schuljahr wieder zu Wechsel- und Distanzunterricht kommen“, sagt Sabrina Wetzel aus dem Vorstand des Bundeselternrats. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, betont: „Wir werden mit weiter steigenden Infektionszahlen rechnen müssen und werden deshalb auch noch über Monate hinweg Sicherheitsvorkehrungen brauchen.“

Zum Schulstart dürften sich die Klassen füllen. Alle drei Länder starten mit Präsenzunterricht, auch wenn die Präsenzpflicht in der Hansestadt vorerst ausgesetzt bleibt. So können beispielsweise Schüler, die ein erhöhtes gesundheitliches Risiko tragen oder sich nicht testen lassen wollen, weiterhin zu Hause lernen.

Mund-Nasen-Bedeckungen sind auch im neuen Schuljahr ein vertrauter Anblick im Klassenzimmer. Hamburg bleibt bei der Maskenpflicht in den Gebäuden. Schleswig-Holstein hält für die ersten drei Wochen an der Maskenpflicht in Innenräumen fest, auf Schulhöfen fällt sie weg. Die Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg-Vorpommern müssen in den ersten beiden Wochen im Unterricht eine Maske tragen, später nur dann, wenn die landeseigene Corona-Warnampel, die sich aus mehreren Werten zum Infektionsgeschehen speist, Orange zeigt.

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Schleswig-Holstein will älteren Schülern das Impfen leicht machen. Ab 19. August können sich laut Bildungsministerin Karin Prien (CDU) an den 250 Standorten von Gemeinschaftsschulen und Gymnasien die Schülerinnen und Schülern ab zwölf Jahren sowie alle Beschäftigten von mobilen Teams der Kassenärztlichen Vereinigung gegen das Coronavirus impfen lassen. Mecklenburg-Vorpommern will in der zweiten Woche mobile Impfteams für 16- und 17-Jährige in die Schulen schicken, zuvor soll der Bedarf ermittelt werden. Hamburg plant mobile Impfangebote zunächst nur für Berufsschüler.

In Schleswig-Holstein und Hamburg gilt für Lehrer und Schüler gleichermaßen: Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss sich zweimal pro Woche selbst testen. In Mecklenburg-Vorpommern müssen sich Schüler und ungeimpfte Lehrer zwei Mal pro Woche testen lassen. Lehrervertreter Meidinger würde sich Schnelltests eigentlich jeden Tag wünschen, mindestens aber drei Mal pro Woche. Elternvertreterin Wetzel mahnt, Tests müssten an den Schulen aber außerhalb der Unterrichtszeit durchgeführt werden. „So etwas frisst sonst jedes Mal eine Unterrichtsstunde.“

Lernen unter erschwerten Bedingungen

Das Lernen unter erschwerten Bedingungen hat viele Schüler zurückgeworfen. Schleswig-Holstein versucht, die Lücken durch ein über das ganze Jahr laufendes „Lernchancenprogramm“ zu schließen. Für schwächere Schüler wurden 20 000 Bildungsgutscheine bereitgestellt und davon bisher 1500 abgerufen.

In den Sommerferien gab es in Hamburg 1100 Ferienlerngruppen, die Schülerinnen und Schülern helfen sollten, pandemiebedingte Lernrückstände aufzuholen. Während das Angebot im vergangenen Jahr in den Sommer- und Herbstferien nur Schülern mit entsprechendem Bedarf offenstand, konnte es nun von allen genutzt werden. Die Behörde verlängerte das Projekt um weitere fünf Lernferien - bis Ende 2022.

Mecklenburg-Vorpommern will nach Angaben von Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) in den ersten Schulwochen zunächst den Lernstand ermitteln. Beim Schließen von Lücken hofft das Land auf Lehramtsstudenten und pensionierte Lehrer, die gebeten sind, in den Schulen zu unterstützen. Auch für private Nachhilfe gibt es Geld.

Chancen und Nutzen von Luftreinigungsgeräten

Über Chancen und Nutzen von Luftreinigungsgeräten und Anlagen wird weiter gestritten. Die Förderkriterien des Bundes seien sehr streng, merkt Schleswig-Holsteins Ministerin Karin Prien (CDU) an. Demnach kommen nur Räume infrage, die nicht oder schlecht belüftet werden können. Das bemängelt auch Lehrervertreter Meidinger, dem das Bundesprogramm zudem zu spät kam. Er fürchtet, dass von 650 000 Unterrichtsräumen in Deutschland zum Schulstart allenfalls jeder zehnte mit mobilen Raumluftfiltern ausgestattet sein wird.

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Elternvertreterin Wetzel warnt vor allzu großen Hoffnungen. „Insbesondere stationäre Anlagen, die eventuell virenlastige Luft ab- und passiv neue Luft antransportieren, sind gut, aber auch aufwendig zu installieren.“ Mobile Lüfter wiederum - die auch eine gewisse Lärmbelästigung mit sich brächten - müssten richtig platziert werden, zudem brauche es Beratung durch Fachleute. Ohne Masken, regelmäßiges Lüften und die Beachtung der Hygieneregeln werde es nicht gehen.

Hamburg drückt derweil aufs Tempo: Bis zu den am 4. Oktober startenden Herbstferien soll dort in jedem Unterrichtsraum eine Luftfilteranlage stehen. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es ein Förderprogramm für Luftfiltergeräte und CO2-Messgeräte, wobei die meisten Schulträger auf Letzteres setzen.

Wetzel zieht eine gemischte Bilanz. „Leider ist die Versorgung der Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten noch nicht so weit, wie sie sein sollte“, sagt sie mit Blick auf das gesamte Land. Es seien längst noch nicht alle Gelder abgerufen und auch beim Wlan hapere es an manchen Schulen noch. Für Lehrer und Lehrerinnen brauche es verpflichtende Fortbildungen zum digitalen Distanzunterricht. Meidinger berichtet: „Die Lehrkräfte sind deutlich besser geworden im Umgang mit Videokonferenzen und digitalen Tools.“ Er beklagt aber, knapp die Hälfte der Schulen habe immer noch kein schnelles Internet.

Unter dem Strich sei man heute etwas weiter als im Sommer 2020, findet Meidinger. „Im Vergleich zur Lage vor einem Jahr haben wir heute mehr Instrumente wie Schnelltests, um die Sicherheit an den Schulen zu erhöhen.“ Wetzel wünscht sich für das neue Schuljahr, dass Behörden nicht pauschal über Schulschließungen entscheiden. „Manche Schulen haben sehr gute Schutzvorkehrungen, andere nicht - das sollte eine Rolle spielen.“ (dpa)

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