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Lugo

© dpa

Fernando Lugo: Vom Bischof der Armen zum Staatschef

Seit gerade einmal zwei Jahren ist er in der Politik - und schon hat Fernando Lugo das Jahrzehnte währende Machtmonopol der konservativen Colorado-Partei in Paraguay gebrochen. Jetzt muss er sich vor allem der wuchernden Korruption widmen.

Fast 30 Jahre war Fernando Lugo katholischer Priester und zuletzt Bischof. Und so tritt er auch als gewählter Präsident Paraguays auf. Er spricht mit Pausen, bedächtig und nie aggressiv, versucht zu versöhnen und macht den Menschen Mut. Den wird auch er selbst brauchen, wenn er den abgewirtschafteten Agrarstaat die nächsten fünf Jahre reformieren will.

2006 führte er die Protestbewegung gegen den amtierenden Präsidenten Nicanor Duarte Frutos an, als dieser vergeblich versuchte, eine Wiederwahl durchzusetzen. Damals hängte Lugo seine Bischofssoutane an den Haken und wechselte in die Politik. Er wolle sich "durch die Politik in den Dienst des paraguayischen Volkes stellen", begründete er seinen Schritt. Der Vatikan akzeptierte diesen Seitenwechsel jedoch nicht und enthob ihn seines Amtes (suspens ad divinis). Seither darf Lugo das Priesteramt nicht mehr ausüben.
Studium in Rom

Fernando Armindo Lugo Méndez wurde am 30. Mai 1951 in San Pedro del Paraná geboren. Seine Eltern waren einfache Leute ohne viel Geld noch Macht oder Einfluss. Zum Priester geweiht wurde er 1977. Anschließend ging er als Missionar nach Ecuador. Später studierte Lugo ab 1983 in Rom. Die Bischofswürde kam 1994, als er die Diözese San Pedro übernahm, eine der ärmsten des Landes. Politisch steht Lugo in der Mitte des Parteienspektrums und nicht sehr weit entfernt von den Colorados, die er nach sechs Jahrzehnten in die Opposition verwies. Er votiert für ein Wirtschaftssystem, in dem Platz für private und staatliche Unternehmen ist, er verteidigt das Privateigentum und setzt auf private Investitionen auch aus dem Ausland. Und dennoch löste er große Hoffnungen auf Wandel aus.

Lugo sieht sich selbst in der politischen Mitte

Lugo kündigte eine "ehrliche" Regierung an, die Schluss machen werde mit wuchernder Korruption und Vetternwirtschaft. Bei der Korruptionsbekämpfung bekommt er es mit einem aufgeblähten Beamtenapparat zu tun, der während der vergangenen sechs Jahrzehnte von der ununterbrochen regierenden Colorado-Partei beherrscht wurde. Die Justiz ist langsam und genießt bei den Menschen wenig Vertrauen.

Darüber hinaus versprach Lugo auch tiefgreifende Veränderungen der Gesellschaft und des Wirtschaftssystems. Dies nutzten die Colorados, um ihn als linken Kumpan der linksgerichteten Präsidenten Venezuelas und Boliviens, Hugo Chávez und Evo Morales, anzugreifen. Sogar Kontakte zu der marxistischen kolumbianischen Rebellengruppe Farc wurden ihm unterstellt. "Vielleicht halten sie mich für einen Linken, weil ich als Priester den Kampf der Ärmsten begleitet habe, aber ich sehe mich selbst in der politischen Mitte", konterte Lugo. (jam/dpa)

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