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Berliner Halbmarathon, in Berlin. Ein Polizeibeamter steht an der Laufstrecke.

© Foto: Paul Zinken/dpa

Festnahme von Salafisten in Berlin: Die Polizei hat aus dem Fall Amri gelernt

Die sechs festgenommenen Salafisten sind wieder auf freiem Fuß. Ein Zeichen, dass die Polizei überreagiert hat? Nein, meint unser Autor. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Frank Jansen

Berlin ist am Sonntag verschont geblieben. Beim Halbmarathon gab es keinen Anschlag, den 36 000 Teilnehmern und Zehntausenden Zuschauern blieb ein Trauma erspart. Polizei und Staatsanwaltschaft haben alles getan, um die Gefahr islamistischen Terrors bei der Großveranstaltung auf ein Minimum zu reduzieren. Sechs Salafisten, die im Verdacht stehen, die Route des Halbmarathons ausgespäht zu haben, wurden festgenommen. Der mögliche Einwand, die Extremisten seien erst aus dem Verkehr gezogen worden, als die Läufer schon auf der Strecke waren, zieht nicht. Die Polizei hat den Salafistentrupp rund um die Uhr überwacht.

Die Behörden schätzten das Risiko, dass etwas passieren könnte, offenbar als relativ gering ein. Haben Polizei und Staatsanwaltschaft dann überzogen und sechs Männer der Freiheit beraubt? Immerhin wurden sie schon einen Tag später wieder auf freien Fuß gesetzt.

Polizei und Staatsanwaltschaft haben aus dem Fall Anis Amri die richtigen Lehren gezogen

Die Frage lässt sich mit einem klaren Nein beantworten. Polizei und Staatsanwaltschaft haben das Richtige getan. Mindestens einer der Salafisten soll in Syrien bei der Terrormiliz IS gewesen sein. Die Polizei stuft ihn als Gefährder ein. So wurde einst auch Anis Amri bewertet. Das blieb für ihn folgenlos und hatte für Berlin schreckliche Konsequenzen. Der Anschlag vom 19. Dezember 2016 kostete zwölf Menschen das Leben, mehr als 70 wurden verletzt. Hätten die Behörden jetzt auch nur ansatzweise die Gefahr zugelassen, eine solche Katastrophe könnte sich beim Halbmarathon wiederholen, wäre die Bevölkerung zu Recht empört.

Der Sonntag zeigt, dass Polizei und Staatsanwaltschaft aus dem Fall Amri gelernt haben. In die Bewertung der Gefahr eines Anschlags wurden die Fahrzeugattacken von Münster und Cottbus einbezogen, obwohl dort keine Islamisten am Steuer saßen. Ein gewaltbereiter Salafist hätte sich am Sonntag durch die Taten angestachelt fühlen können.

Es ist zu hoffen, dass die hohe Wachsamkeit aufrechterhalten werden kann. Um das zu gewährleisten, müssten allerdings Polizei, Justiz und auch der Verfassungsschutz verstärkt werden.

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