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Auf ihrer Webseite berichtet die "Jyllands-Posten" über den offenbar geplanten Anschlag auf das Redaktionsgebäude.

© Tso

Festnahmen: Anschlag in Dänemark verhindert

In Dänemark hat die Polizei einen Terroranschlag offenbar in letzter Minute verhindert. Terroristen hatten die Tageszeitung "Jyllands-Posten" ins Visier genommen, die seit 2005 mit der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen für Aufsehen gesorgt hatte.

Nur ein paar Wochen nach einem missglückten Selbstmordbombenanschlag in Stockholm hat die Polizei in Dänemark und Schweden fünf Männer festgenommen – anscheinend in letzter Minute. Die aus Irak, Tunesien und Libanon stammenden Männer sollen nach Angaben des Geheimdiensts PET für die kommenden Tage einen Anschlag auf die Kopenhagener Vertretung der rechtgerichteten Zeitung „Jyllands-Posten“ geplant haben.

Die überregionale Zeitung, deren Hauptgebäude nicht in Kopenhagen, sondern in Aarhus liegt, zog 2006 den Zorn von Radikalislamisten auf sich, weil sie zwölf Karikaturen des Propheten Mohammed abgedruckt hatte. Die Weigerung der von den mächtigen Rechtspopulisten gestützten bürgerlichen Minderheitsregierung, sich dafür zu entschuldigen, hatte ebenso wie Dänemarks Engagement im Irakkrieg an der Seite der USA danach zu massiven Protestwellen und Warenboykotts in Ländern der islamischen Welt geführt.

Aus dem dänischen Geheimdienst hieß es am Mittwoch, man habe Hand in Hand mit der schwedischen Sicherheitspolizei Säpo gearbeitet und die als „militante Islamisten“ bezeichneten Männer über einen längeren Zeitraum beschattet. In einer Unterkunft der Terrorverdächtigen in Kopenhagen wurden laut Polizeimeldung unter anderem ein Maschinengewehr mit Schalldämpfer, reichlich Munition und Handfesseldrähte gefunden. Die Festgenommenen sollen laut PET geplant haben, so viele Menschen wie möglich zu töten.

Die Verdächtigen im Alter von 26 und 44 Jahren waren angeblich keine Amateure. Dennoch will Dänemark die Alarmstufe nicht erhöht werden. Die Gefahr sei nun erst einmal gebannt, hieß es. Der dänische Kronprinz Frederik nahm trotz der Festnahmen am Nachmittag an einer Veranstaltung des dänischen Sportfonds in dem Zeitungshaus teil, in dem auch die linksliberale „Politiken“ Büros hat.

Polizeivertreter sprachen am Dienstag von den schlimmsten Terrorplänen, die in Dänemark je aufgedeckt wurden. Seit der Mohammedkarikaturenstreit 2006 losbrach, gab es allerdings immer wieder dramatische Anschlagsversuche. Kurt Westergaard, der Autor der Mohammed-Karikaturen in „Jyllands-Posten“, entkam Anfang 2010 nur deshalb dem Tod in seinem Haus in Aarhus, weil die Polizei sein Badezimmer in einen „Panic Room“ umgebaut hatte, einen schuss- und einbruchsicheren Raum mit Alarmschalter. Dorthin konnte er sich vor einem somalischen Fundamentalisten retten, der versucht hatte, ihn mit einer Axt zu erschlagen. Im Oktober 2009 enthüllten US-Geheimdienste einen noch viel weiter gehenden Plan, der in Dänemark, nicht aber im europäischen Ausland, viel Beachtung fand. Mit einem Lastwagen voll Bomben wollten demnach Fanatiker die Aarhuser Zentrale von „Jyllands-Posten“ sprengen. Medienberichten zufolge hatten US-Staatsanwälte die Regierung in Kopenhagen darüber kurzfristig in Kenntnis gesetzt.

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