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Finanzkrise: Kirche fordert staatliches Eingreifen gegen Geldgier

Die andauernde Finanzkrise beschäftigt nun auch die Evangelische Kirche: Statt der Vergötzung des Geldes und der Gier nach Gewinn müsse wieder soziale Gerechtigkeit im Vordergrund stehen, fordert Bischof Wolfgang Huber. Er sieht den Staat in der Pflicht.

"Eine soziale Marktwirtschaft, die diesen Namen verdient, braucht politisch gewährleistete Rahmenbedingungen, welche die soziale Verträglichkeit ebenso wie die ökologische Verträglichkeit wirtschaftlichen Handelns sicherstellen," erklärte der Chef der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Bischof Huber, zum Start der EKD-Synode in Bremen. Die Wirtschaftsbosse müssten in die ethische und rechtliche Verantwortung genommen werden und die Politiker für Rahmenbedingungen sorgen, die zerstörerisches Handeln aus Gewinnsucht wirksam verhinderten. "In einem gnadenlosen Wettbewerb um die besten Quartalszahlen und innerhalb eines Systems von Bonuszahlungen für höchste anstatt für nachhaltige Wachstumsraten tritt jedoch jede weiter reichende Verantwortung zurück", stellte Huber fest. "Dabei kann es nicht bleiben." Der Staat müsse sich die Frage gefallen lassen, wie sich ein milliardenschweres Schutzschild für die Banken zur Einsatzbereitschaft unserer Gesellschaft für Hartz IV-Empfänger verhalte.

Schwerpunktthema des bis Mittwoch dauernden wichtigsten Jahrestreffens der Protestanten ist der Klimawandel. "Eine weitere Nutzung der Atomenergie bei gleichzeitigem Offenhalten der Endlagerproblematik ist kein Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung", erklärte der EKD-Chef. "Eine Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken löst nicht das Problem, sondern verschärft es, weil dadurch die Menge der radioaktiven Abfälle, die endgelagert werden müssen, weiter anwächst." Die Kirche trete daher für die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und das Energiesparen ein.

Schäuble: Religionsunterricht an Schulen ist wichtig

Zum Start der EKD-Synode erklärte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), der Staat sei darauf angewiesen, dass die Kirche sich in gesellschaftliche Diskussionen einbringe. Es sei wichtig, dass die Kirche sich nicht "in ein religiöses Ghetto zurückzieht". An die Adresse aller 16 Bundesländer sagte der Minister, dass es gut sei, Religionsunterricht an den staatlichen Schulen im Lehrplan zu haben. Muslime und Islamvertreter rief Schäuble auf, sich wie die Kirchen und das Judentum in die gesellschaftliche und politische Diskussion einzubringen.

Die EKD-Synode hat 120 Mitglieder, die die 23 Landeskirchen mit mehr als 25 Millionen Gläubigen in Deutschland vertreten. Die Synode startete am Sonntag mit einem Gottesdienst im Bremer St. Petri-Dom. Das Kirchenparlament hat eine Resolution zum Klimawandel in Arbeit, in der zu entschlossenem Handeln aufgerufen werden soll. Die Synode debattiert außerdem über den angelaufenen Reformprozess, mit dem die Kirche den schrumpfenden Finanzen und Mitgliederzahlen begegnen will. (sba/dpa)

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