zum Hauptinhalt
Die Rindfleischproduktion trägt nicht unwesentlich zur Erderwärmung bei.

© dpa

Fleischkonsum: Studie: EU-Klimaziele nur mit weniger Rindfleisch- und Milchprodukten erreichbar

Um den Klimazielen der EU gerecht zu werden, sollten die Europäer laut einer Studie aus Schweden weniger Rindfleisch und Milchprodukte konsumieren. EurActiv Brüssel berichtet.

Die EU-Mitgliedsstaaten müssen landwirtschaftliche Treibhausgasemissionen drastisch verringern, wenn sie das Zwei-Grad-Ziel der Vereinten Nationen erreichen wollen – so lautet das Ergebnis einer Studie, die zu Beginn der Woche in der Fachzeitschrift „Food Policy“ erschien. Durchgeführt wurde die Studie von Forschern der Technischen Hochschule Chalmers und dem Technical Research Institute of Sweden.

Die Landwirtschaft trägt zu zehn Prozent zu den gesamten EU-Treibhausgasemissionen bei. Dieser Anteil beruht vor allem auf zwei stark klimaschädlichen Treibhausgasen: Methan (CH4) aus dem Verdauungsprozess der Tiere sowie eingelagertem Viehdung und Distickstoffoxid (N2O) aus organischen und mineralischen Stickstoffdüngemitteln.

In Schweden sind die Herstellung von Molkereiprodukten und die Landwirtschaft inzwischen für fast 25 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das Land müsste diesen Ausstoß bis 2050 um 75 Prozent senken, wenn es den Klimazielen der EU entsprechen will.

Verbraucher könnten ihren Konsum von Rindfleisch oder Milchprodukten verringern. Bauern auf der anderen Seite sollten, so die Forscher, ihre landwirtschaftliche Produktion effizienter gestalten – zum Beispiel indem sie neue Technologien nutzen. Glaubt man den optimistischeren Einschätzungen, hätten diese ein Einsparpotenzial von bis zu 50 Prozent.

David Bryngelsson, einer der Forscher hinter der Studie, rät Landwirten, die Sammelstelle für Viehdung besser abzudecken. Außerdem ließen sich nach seinen Angaben Emissionen aus der Düngemittelproduktion halbieren, wenn die Fabriken modernste Technologien verwenden würden. „Zur Förderung einer solch klimaintelligenten Technologie bräuchten wir in der Landwirtschaft jedoch eine viel ambitioniertere Klimapolitik als heute“, erklärt Bryngelsson.

Deutsche essen viel Fleisch

In Sachen Fleischkonsum steht Deutschland im europäischen Vergleich ganz weit oben auf der Rangliste – zusammen mit Dänemark, Spanien und Portugal. Die Schweden hingegen weisen weltweit den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch von Käse und anderen Molkereiprodukten auf, so Stefan Wirsenius, der ebenfalls den Zusammenhang zwischen Agrarproduktion und Klimawandel untersuchte.

Viehzucht und Futtermittelerzeugung produzieren weltweit jeweils mehr als drei Milliarden Tonnen Kohlendioxidäquivalent. Aus Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat geht hervor, dass Deutschland, Spanien, Frankreich und Großbritannien 2014 die höchsten Viehbestände verzeichneten. Die meisten Schweine gab es in Deutschland und Spanien (28,3 beziehungsweise 26,6 Millionen Tiere), die meisten Kühe in Frankreich (19,3 Millionen Tiere) und die meisten Schafe in Großbritannien (23 Millionen Tiere).

Geflügel- und Schweinefleischkonsum offenbar unbedenklich

Ein höherer Geflügel- oder Schweinefleischkonsum pro Kopf sei möglicherweise mit den Klimazielen vereinbar, erklärt Wirsenius. „Wir müssen nicht komplett auf Fleisch verzichten. Den Ausstoß zu senken bedeutet, dass wir auch weiterhin in sehr hohen Maße Geflügel- und Schweinefleisch verzehren können, wenn wir gleichzeitig unseren Rindfleischverbrauch zurückschrauben“, so Wirsenius.
Übersetzt von Jule Zenker.
Erschienen bei EurActiv.

Das europapolitische Onlinemagazin EurActiv und der Tagesspiegel kooperieren miteinander.

Henriette Jacobsen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false