zum Hauptinhalt
Ein Paar stellt Sonnenschirme am Strand von Palma de Mallorca auf.

© dpa

Fliegen, planschen, schlafen: Wie groß ist die Corona-Gefahr im Urlaub?

Viele grübeln, wie sie ihren Urlaub verbringen sollen. Die Sorgen reichen vom Flug bis zum Ansteckungsrisiko durch Hotelkopfkissen. Was Virologen dazu sagen.

Rein in den Ferienflieger und ab an den Hotelpool: In der Pandemie kommt vielen sogar eine Pauschalreise vor wie ein Abenteuertrip – überall lauern Gefahren. Die größten Sorgen bereitet das Fliegen. Gerne wird zwar behauptet, die Luft im Flugzeug habe quasi OP-Qualität. Aber stimmt das auch? Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sagt: Nein. „Die Luftfilter in den Flugzeugen sind nicht schlecht. Aber entscheidend ist die Menge an Leuten im Flieger und die Zeit, die man dort zusammensitzt.“

Ein einstündiger Flug sei deutlich risikoärmer als ein zehnstündiger Überseetrip. Mit der Zeit lasse nämlich die Wirkung der Masken wegen der Durchfeuchtung nach, die Masken würden zum Teil nicht mehr korrekt verwendet. Das mache eine Übertragung wahrscheinlicher. Er rät dazu, keine selbst genähte Alltagsmaske, sondern einen Einweg-Mund-Nasen-Schutz zu verwenden und diesen alle vier bis sechs Stunden zu wechseln.

Begeistert ist Schmidt-Chanasit angesichts voll besetzter Ferienflieger nicht. „Es ist kein Geheimnis, dass Virologen dazu geraten hätten, den Mittelsitz freizulassen“, kritisiert der Virologe. Aus wirtschaftlichen Erwägungen hätten sich die Airlines dagegen gesperrt. Sie hätten sich die Möglichkeit, ihre Flugzeuge voll zu besetzen, mit der Maskenpflicht im Flieger erkauft. „Aber die Maske kann den Abstand nicht ersetzen. Diese Rechnung geht nicht auf.“

Luftdüsen aufdrehen

Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer saß kürzlich in einem rappelvollen Flieger von Frankfurt nach Hamburg. Er empfiehlt, die Luftdüsen über dem Sitz zu öffnen, damit die Klimaanlage optimal funktionieren kann. „Der Luftstrom wird dann von oben nach unten geleitet, sodass sich keine Aerosolwolken über den Köpfen bilden“, sagt er. Vor der Maskenpflicht durchgeführte Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Klimaanlage im Flugzeug zwar nicht verhindere, dass etwa ein Grippekranker die Umsitzenden anstecke. Aber zumindest verbreiteten sich die Grippeviren nicht im ganzen Flugzeug. „Die Klimaanlagen haben also einen Effekt.“ Auch Stürmer sagt aber, dass das Risiko steigt, je länger der Flug dauert und je voller das Flugzeug ist.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Krise live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Am Urlaubsort geht es mit den Gefahren weiter. „Jeder Reisende muss sich mit der Möglichkeit auseinandersetzen, im Reiseland wegen eines positiven Tests in Quarantäne zu müssen oder in einem Krankenhaus behandelt zu werden, das nicht deutschen Standards entspricht“, sagt Schmidt-Chanasit. Er rät dazu, beim Arzt eine reisemedizinische Beratung machen zu lassen. „Das klingt vielleicht absurd, wenn es nur nach Spanien geht und nicht nach Kambodscha.“ Aber hier könne man mit dem Arzt das persönliche Risiko besprechen und zum Beispiel auch nochmal die vorhandenen Impfungen im Impfpass checken.

Keine Gefahr durch Poolwasser

Viele Reisende sorgen sich zudem um das Ansteckungsrisiko im Hotel. Hier kann Schmidt-Chanasit zum Teil beruhigen. Er sieht nicht die Gefahr, dass man sich etwa über Kopfkissen mit Viren vom vorherigen Gast anstecken könnte. Auch müsse man sich keine Sorgen um Ansteckung im Pool machen. Dort finde eine starke Verdünnung statt. Auch würden Chlor und UV-Strahlung die Viren inaktivieren.

Wer aber ganz sorglos in den Urlaub fahren will, dem rät Schmidt-Chanasit nicht zu einer Städtereise oder einem Aufenthalt in der Ferienanlage. „Ins Auto setzen und ab ins Ferienhaus im Wald oder im Gebirge – da können Sie Corona wirklich vergessen und müssen sich an keine Regeln halten.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false