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Innenminister Thomas de Maizière (CDU).

© Thilo Rückeis

Flucht aus Krisengebieten: Thomas de Maizière stellt Deutsche auf hohe Flüchtlingszahlen ein

Deutschland muss sich "auf Jahre hinaus" auf hohe Asylbewerber- und Flüchtlingszahlen einstellen, sagt Innenminister Thomas de Maizière im Interview mit dem Tagesspiegel.

Von
  • Antje Sirleschtov
  • Robert Birnbaum

Deutschland muss sich nach Einschätzung von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) noch lange auf hohe Flüchtlingszahlen aus Krisengebieten einstellen. "Wir haben weltweit rund 50 Millionen Flüchtlinge, mehr als jemals seit Ende des Zweiten Weltkriegs", sagte de Maizière dem Tagesspiegel am Sonntag. "Auch wir in Deutschland werden nicht nur einmal hohe Zahlen haben, die danach rasch wieder zurückgehen. Wir müssen uns auf Jahre hinaus auf hohe Asylbewerber- und Flüchtlingszahlen einstellen."

Er halte es für "völlig falsch, das zu tabuisieren oder umgekehrt so zu tun, als wäre die hohe Flüchtlingszahl kein Problem", sagte der CDU-Politiker. Natürlich sei es ein Problem, wenn in einer ländlichen Gemeinde plötzlich tausend Asylbewerber in einer früheren Kaserne lebten. "Wer da kritische Fragen stellt, ist nicht gleich ein Rechtsextremist", betonte der Minister. Allerdings sei es zugleich "Teil unserer weltweiten Verantwortung und unserer Pflicht als Menschen", Kriegsflüchtlingen und Verfolgten Zuflucht zu geben.

"Wir können nicht alle Probleme der Welt lösen"

De Maizière warf Teilen der Grünen vor, mit ihrem Widerstand gegen den jüngsten Asylkompromiss die Aufnahmebereitschaft der Deutschen zu gefährden. "Eine schlechte Behandlung der Roma in manchen Balkanstaaten ist eben keine politische Verfolgung. Das ist für die Betroffenen hart, aber diese Unterscheidung ist nötig", sagte der Christdemokrat. "Wir können nicht alle Probleme der Welt lösen."

De Maizière fordert von CDU aktive Auseinandersetzung mit der AfD

Nach Ansicht von des Innenministers muss sich die CDU offensiv gegen die "Alternative für Deutschland" (AfD) stellen. "Wir müssen die Auseinandersetzung führen und nicht verschämt weggucken und darauf warten, dass sich die AfD selbst zerlegt", sagte er. Die neue Partei appelliere "an die Sehnsucht, dass Deutschland zurück in eine angebliche heile Welt der westdeutschen Bundesrepublik vor 1990 könnte, ungestört von internationalen Entwicklungen, bloß irgendwie reich", sagte der CDU-Politiker. "Das ist weder möglich noch verantwortbar, aber für manche offenbar verführerisch."

De Maizière forderte eine offene Diskussion darüber "welches Land, welches Volk wollen wir sein?" Vor 25 Jahren hätten die Menschen in der DDR gerufen "Wir sind das Volk". Heute müsse die Frage lauten: "Welches Volk sind wir jetzt - und welches wollen wir in 25 Jahren sein?"

Das gesamte Interview lesen Sie in unserer Sonntagsausgabe oder ab 19.45 Uhr in unserem E-Paper.

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