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Politik: Flucht in Saddams Gefängnis

Inspekteure halfen Iraker nicht. Die Folgen sind ihnen unbekannt

Bei den Vereinten Nationen reagiert man zurückhaltend auf den Fall Adnan Abdul Karim. Nein, man wisse nicht, was aus dem jungen Mann geworden sei, heißt es von Seiten der Unmovic, der Waffenkontrollkommission für den Irak. Dabei hatten bedrückende Fernsehbilder aus Bagdad Karim Ende Januar für kurze Zeit ziemlich bekannt gemacht. Damals sprang ein junger Mann in das Auto eines Waffeninspekteurs, kauerte sich auf dem Sitz zusammen, einen schmalen Ordner an die Brust gepresst. Während er bleich und offenbar völlig verängstigt um Hilfe bat, rührte sich der UN-Mann nicht und blickte starr geradeaus, bis andere Mitarbeiter der Vereinten Nationen den Iraker aus dem Fahrzeug zerrten. Sie übergaben ihn an die irakischen Sicherheitsbeamten, die ihn wegschleiften. Adnan Abdul Karim war verschwunden – sein Schicksal ungewiss.

Vor kurzem aber hat ein ZDF-Reporter den jungen Mann nach zweimonatiger Recherche ausfindig gemacht. Der 28-jährige Student lebt in Bagdad bei seinen Eltern. Wieder, denn Ende Januar kam er sofort ins Gefängnis und erst in den letzten Kriegstagen frei. Der Vater, ein früherer Admiral der irakischen Flotte, wollte unter Saddam Hussein nicht gegen Iran in den Krieg ziehen und quittierte den Dienst. Der Sohn Karim verweigerte den Wehrdienst und musste dafür ins Gefängnis, heißt es bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Später hatte er an der Universität eine Widerstandsgruppe organisiert, erzählt Karim dem ZDF. Zwei seiner Freunde seien im Januar bereits verhaftet worden, die Flucht zu den Inspekteuren habe er als Chance gesehen, dem Geheimdienst zu entkommen. Die Mappe, die er bei dem Sprung in das weiße Auto umklammerte, habe nur Aufmerksamkeit erregen sollen, sie sei leer gewesen.

In New York hat man zu Karims Schicksal wenig zu sagen. Die Inspekteure hätten damals auch deshalb „nervös“ reagiert, weil erst eine Stunde zuvor ein Iraker mit einem „großen Messer“ in ihr Lager eingedrungen sei. Karim habe nichts anderes gesagt als „helfen sie mir“, er schien keine Informationen zu haben, die er den Inspekteuren habe übergeben wollen. Die irakischen Behörden hätten die Pflicht gehabt, die UN-Mitarbeiter zu schützen. Und man habe es nicht zulassen können, dass fremde Leute in die Fahrzeuge der Inspekteure springen. Ob es mehrere solcher Fälle gegeben hat, kann der Unmovic-Sprecher nicht sagen.

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