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Politik: Flucht ohne Ziel

Ex-Staatschef Aristide sucht nach einem Asylland

Bis zuletzt hatte Haitis Präsident Jean-Bertrand Aristide im Präsidentenpalast ausgeharrt. Ein blutiger Kampf um die Hauptstadt zwischen seinen Anhängern und den Rebellen schien unausweichlich. Erst in letzter Minute, nachdem sich US-Außenminister Colin Powell noch einmal persönlich eingeschaltet hatte, entschied sich Aristide zum Gang ins Exil. Doch wo das liegen wird, weiß er offenbar selbst noch nicht. Seine Flucht, die ihn am Montag in die Zentralafrikanische Republik führte, wirkt planlos.

„Mit meinem Sturz haben sie den Baum des Friedens gefällt“, sagte Aristide in einer Radioansprache nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Bangui. „Aber er wird wieder wachsen, weil seine Wurzeln stark sind.“ Aristide dankte den Behörden in der Zentralafrikanischen Republik. Eine mögliche Rückkehr nach Haiti, dessen Bevölkerung großteils von afrikanischen Sklaven abstammt, erwähnte er nicht. Was Aristide ausgerechnet in das verarmte Land im Zentrum Afrikas fliehen ließ, blieb zunächst unklar.

Der staatliche Rundfunk in Bangui berichtete, Aristide werde einige Tage im Land bleiben und dann möglicherweise nach Südafrika weiterreisen. Dazu hieß es aus Südafrikas Hauptstadt Johannesburg, man könne Aristide prinzipiell aufnehmen. Allerdings wisse man nichts von dessen Einreiseplänen. Einen möglichen Aufnahmeantrag Aristides werde man prüfen.

Schon bei seinem Abflug aus Port-au-Prince am frühen Sonntagmorgen, mittags nach mitteleuropäischer Zeit, herrschte Verwirrung um Aristides Pläne. Ein enger Berater Aristides kündigte an, er werde zunächst in die benachbarte Dominikanische Republik fliegen und wolle dann Marokko, Taiwan oder Panama um Asyl ersuchen. Doch in der Dominikanischen Republik kam Aristide nie an. Überraschend landete sein Flugzeug auf Antigua, offenbar zum Tanken. In der Zwischenzeit hatte Panama signalisiert, Aristide Asyl gewähren zu wollen – auf Bitten der USA. Doch statt nach Panama ließ Aristide seine Maschine Richtung Zentralafrikanische Republik steuern, wo er am frühen Montagmorgen mitteleuropäischer Zeit in Begleitung seiner Frau und dreier Begleiter eintraf.

Aristide ist nicht der einzige Ex-Präsident Haitis, der zurzeit im Exil lebt. 1986 wurde der berüchtigte Diktator Jean-Claude Duvalier, genannt „Baby Doc“, gestürzt. Er lebt heute in Südfrankreich.

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