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Harald Martenstein.

© picture alliance / dpa

Flüchtlinge in Deutschland: Von mittellosen Hindus in Costa Rica

Helmut Schmidt wäre auch in der Flüchtlingskrise ein Pragmatiker, glaubt Harald Martenstein. Und wäre Schmidt immer noch Kanzler, gäbe es weder einen Zaun um Deutschland - noch unbegrenzte Zuwanderung.

Es ist erst ein paar Monate her. Frühjahr 2014. Die Bundeswehr war dabei, ihren Rückzug aus Afghanistan zu organisieren. Für die Bundeswehr haben dort etwa 1500 Afghanen gearbeitet. Sie schweben, weil sie den Deutschen geholfen haben, als „Kollaborateure“ in Lebensgefahr. Deshalb möchten sie sich nach Deutschland retten. Viele sprechen bereits Deutsch. Laut „Spiegel“ wurden 1000 Asylanträge abgelehnt, nur 471 wurden bewilligt. Eine Schande, oder etwa nicht?

Dann wurden die Grenzen geöffnet. Eine solche Kehrtwende, von unmenschlicher Kleinlichkeit zu bedingungsloser Öffnung,  gab es in der Weltgeschichte nicht oft. Seitdem trägt dieses Land einen neuen Namen, es heißt jetzt Utopia. Ich habe mich in dieser Woche gefragt, ob Helmut Schmidt als Kanzler etwas Derartiges getan hätte. Das halte ich für ausgeschlossen. Schmidt hat sich immer an den Realitäten orientiert. Dafür wurde er oft beschimpft.

Ohne Grenzen gibt es keinen Staat

Grenzen umschließen ein Gebiet, in dem bestimmte Gesetze gelten, in dem es ein bestimmtes Sozialsystem gibt und eine Wirtschaft, die eine bestimmte Leistungsfähigkeit hat. Diese Dinge hängen voneinander ab. Ein Gebiet, das  bedingungslos jedem offen steht, wäre kein Staat mehr, denn dort kann nichts mehr verbindlich geplant werden, die Balance zwischen Sozialsystem,  Wirtschaft und Bevölkerung existiert nicht mehr. Wenn die Zuwanderung, unbegrenzt, aus einem anderen Kulturkreis kommt, wenn es keine Filter gibt und wenn fast nur Arme kommen, wird es außerdem immer Unruhen und Bürgerkrieg geben. Das hat nichts mit Deutschland oder dem Islam zu tun. Wenn innerhalb kürzester Zeit  Millionen mittellose Hindus nach Costa Rica strömen, dann wird sogar das friedliche Costa Rica explodieren. Die Menschen sind leider so. Helmut Schmidt hätte vielleicht gesagt: „Wir müssen die Menschen nehmen wie sie sind, nicht so, wie wir sie gern hätten.“

Es wird viel gelogen. Manche tun so, als gäbe es nur zwei Möglichkeiten, entweder den Bau einer Mauer oder offene Grenzen für alle. Viele andere Staaten beweisen uns jeden Tag, dass es nicht stimmt. Andere behaupten, dass es nur zwei mögliche Haltungen in dieser Krise gibt, entweder man findet das alles großartig oder man ist rechtsradikal. Jeden Tag trifft man Leute, die man seit langem kennt und von denen man weiß, dass Ihnen nichts ferner liegt als Radikalismus, sie schwanken zwischen Fassungslosigkeit und Sarkasmus. Am schlimmsten scheint es für die armen Teufel zu sein, die CDU gewählt haben. So würden sich SPD-Wähler fühlen, wenn ein SPD-Kanzler sämtliche Sozialleistungen abschafft. Ich bin übrigens für Zuwanderung, für den Nachzug von Familienangehörigen und für ein herzliches Willkommen. Aber ich bin auch für Helmut Schmidt.

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