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Polizeieinsatz - Symbolbild

© Rene Ruprecht/picture alliance/dpa

Update

Flüchtlinge in Sachsen: Brandanschlag auf bewohntes Asylheim in Zwickau

Auf eine bewohnte Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Zwickau ist ein Brandanschlag mit Molotowcocktails verübt worden. "Feige und hinterhältig", sagt Sachsens Integrationsministerin Köpping.

Von Matthias Meisner

Auf eine bewohnte Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Zwickau ist in der Nacht zum Sonntag ein Brandanschlag verübt worden. Mehrere Molotowcocktails wurden gegen das Gebäude geworfen, wie es im Polizeibericht heißt. Ein Bewohner des Wohnheims wurde leicht verletzt. Der Sachschaden blieb gering.

Laut Polizei wurde der Wachschutz kurz vor drei Uhr in der Nacht durch die Brandmeldeanlage auf einen Brand in einem der Unterkunftsgebäude des Heims in der Kopernikusstraße aufmerksam. Dieser habe das Feuer mit dem Feuerlöscher löschen können. Somit sei es bei Verrußungen geblieben.

Die 15 Asylbewerber, die beim Ausbruch des Brandes im Haus waren, könnten ihre Unterkünfte weiterhin ohne Einschränkung benutzen, hieß es weiter. Ein 36-jähriger Asylbewerber sei beim Verlassen des Hauses ausgerutscht und habe sich dabei an der Hand geschnitten. Er wurde ambulant behandelt.

Die Kriminalpolizei ermittelt unter anderem wegen schwerer Brandstiftung. Wie die Brandsätze in das abseits der Straße gelegene Gebäude gelangt sind und wer dafür verantwortlich gemacht werden kann, müssten die weiteren Untersuchungen klären, teilte die Polizei mit.

Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping verurteilte die Tat. "Ein Brandanschlag, der nachts auf eine bewohnte Asylunterkunft verübt wird, ist besonders feige und hinterhältig", sagte sie am Sonntag. "Damit werden ganz bewusst menschliche Opfer in Folge eines unkontrollierten Brandes in Kauf genommen, wenn nicht gar gewollt. Ich hoffe, die Täter können schnell gefasst und bestraft werden."

In Sachsen haben sich Anschläge gegen Flüchtlinge und deren Unterstützer in den vergangenen Monaten überproportional gehäuft.

Proteste bei der 1.-Mai-Kundgebung in Zwickau: Der Auftritt von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) wurde damals massiv durch Pfiffe und Buh-Rufe gestört.
Proteste bei der 1.-Mai-Kundgebung in Zwickau: Der Auftritt von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) wurde damals massiv durch Pfiffe und Buh-Rufe gestört.

© Hendrik Schmidt/dpa

Die Kundgebung zum 1. Mai in Zwickau mit Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) war von mehreren Dutzend Rechten mit Trillerpfeifen und Buh-Rufen massiv gestört worden. Die Rednerbühne musste von der Polizei geschützt werden. Die Meldungen aus Zwickau über die rechten Störer und die vorzeitige Abreise von Maas wurden auf dem Bundesparteitag der AfD in Stuttgart bejubelt.

Im Februar hatten bei einem "Sternmarsch" in Zwickau rund 3000 Menschen gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung demonstriert. Die Region Erzgebirge/Vogtland gehört zu den Schwerpunkten fremdenfeindlicher Proteste in Sachsen.

Die Oberbürgermeisterin von Zwickau, Pia Findeiß (SPD) hatte im Zusammenhang mit der Debatte um die Flüchtlingspolitik mehrfach anonyme Drohbriefe von "besorgten Bürgern" erhalten. Im Januar sagte sie in einem Beitrag des NDR-Fernsehmagazins "Panorama": "Ich hätte nicht gedacht, dass wir in Deutschland in so eine Situation wieder kommen, wo Menschen nicht mehr sicher sein können, dass sie unversehrt den Tag überstehen!"

Im November vergangenen Jahres war ein Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Crimmitschau (Landkreis Zwickau) verübt worden. Im Haus schliefen 39 Asylbewerber, die Hälfte davon Kinder. Im April begann der Prozess vor dem Landgericht Zwickau - drei Männern wird Brandstiftung und versuchter Mord vorgeworfen.

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