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Politik: Flüchtlinge oder Einheimische?

Seit Mitte Januar verhandeln die beiden Volksgruppen auf Zypern - doch schon zeichnen sich erste Schwierigkeiten ab. Äußerungen des türkischen Volksgruppenführers Rauf Denktasch haben zu Missstimmung geführt.

Seit Mitte Januar verhandeln die beiden Volksgruppen auf Zypern - doch schon zeichnen sich erste Schwierigkeiten ab. Äußerungen des türkischen Volksgruppenführers Rauf Denktasch haben zu Missstimmung geführt. Bei den Gesprächen geht es, aus griechisch-zyprischer Sicht, auch um die Repatriierung von Flüchtlingen, die 1974 vor den türkischen Invasionstruppen aus dem Inselnorden flohen. Demgegenüber erklärt Denktasch nun, auf Zypern gebe es überhaupt keine Flüchtlinge mehr.

Zypern ist geteilt, seit die Türkei im Sommer 1974 den Nordteil der Insel besetzte, um eine drohende Annexion durch Griechenland und die befürchtete Vertreibung der türkischen Volksgruppe zu verhindern. Bei den jetzt geführten Gesprächen geht es um eine neue Verfassungsordnung für die Insel. Dabei soll es bei der räumlichen Trennung der beiden Volksgruppen bleiben. Offen ist aber, wo genau die Grenze zwischen den beiden Siedlungsgebieten verlaufen soll. Während der Invasion von 1974 flohen etwa 180 000 ethnische Griechen in den Süden, rund 50 000 Zyperntürken siedelten in den Norden über. Viele der griechisch-zyprischen Flüchtlinge machen sich Hoffnung auf eine Rückkehr in ihre Heimatorte. Im Gespräch ist die Rückgabe der seit 1974 im Niemandsland liegenden Urlauberstadt Varoscha und der Gegend um Morphou an die griechischen Zyprer.

Denktaschs Äußerungen sorgen nun für Empörung bei den Inselgriechen. 28 Jahre nach der Teilung hätten sich alle Bewohner der Insel fest niedergelassen, es gebe deshalb keine Flüchtlingsfrage mehr, sagte Denktasch. Der griechisch-zyprische Regierungssprecher Michalis Papapetrou bezeichnete diese Darstellung als "unerhört". Denktasch wisse ganz genau, dass es die türkische Besatzungsarmee sei, welche die Flüchtlinge an einer Rückkehr in ihre Heimatorte hindere. Der griechisch-zyprische Generalstaatsanwalt Alekos Markides erinnerte daran, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Türkei verurteilt habe, einer griechischen Zypriotin umgerechnet 970 000 Euro Schadenersatz zu zahlen, weil sie daran gehindert werde, ihren Besitz in Nordzypern zu bewirtschaften. Ankara ignoriert bisher das bereits 1998 ergangene, rechtskräftige Urteil und verweigert die Zahlung.

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