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Geschafft. In den ersten drei Novemberwochen kamen noch tausende Flüchtlinge täglich in Griechenland an.

© dpa

Flüchtlinge: Warum weniger Flüchtlinge nach Griechenland kommen

In Griechenland kommen kaum noch Boote an. Schlechtes Wetter ist ein Grund dafür, doch auch die Tatsache, dass die Türkei ihre Kontrollen auf See verschärft hat.

Die Zahl der Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, geht erstmals seit vielen Monaten „drastisch“ zurück. Das meldet die Internationale Organisation für Migration (IOM), die die Bewegungen entlang der Flüchtlingsrouten zuverlässig dokumentiert. Inzwischen kommen demnach nur noch um die 100 Flüchtlinge pro Tag auf den griechischen Inseln an. Zuvor waren es rund 4500 pro Tag gewesen. Auch Überfahrten von Libyen nach Italien werden demnach seltener. Mit den restriktiveren Asylbestimmungen in Deutschland hat das wenig zu tun. Die jüngsten Bilder von der deutsch-österreichischen Grenze, auf denen Flüchtlinge zu sehen sind, die im Schneetreiben auf ihre Einreise nach Deutschland warten, dürften ebenfalls so schnell keine abschreckende Wirkung gezeigt haben. Eher schon die schlechteren Wetterbedingungen auf dem Mittelmeer, wie ein Sprecher der IOM dem Tagesspiegel bestätigte.

Wenig Tote im November

„Mit einem Einbruch der Zahlen im Winter hatten wir gerechnet“, sagte der Sprecher. In den vorigen Jahren sei dies jeweils schon viel früher geschehen. In diesem Jahr waren die Zahlen der Ankömmlinge auf den griechischen Inseln im November dagegen zunächst sogar noch einmal deutlich angestiegen. Mehr als 100.000 Flüchtlinge erreichten Griechenland in den ersten Novemberwochen. Das Wetter war relativ gut, weshalb es auch deutlich weniger Unfälle in der Ägäis gab als in den Monaten zuvor. „Im November hatten wir 14 Tage ohne Tote, das war außergewöhnlich“, sagte der Sprecher.
Der Winter allein kann daher kaum für den plötzlichen Einbruch der Flüchtlingszahlen verantwortlich sein. Nach Informationen der IOM hat die Türkei vielmehr die Kontrollen an ihren Küsten ausgeweitet. „Es kommen kaum noch Flüchtlingsboote durch“, sagte der Sprecher. Nicht zuletzt auf Druck der EU hatte die Türkei schon vor einigen Monaten ihre Grenzkontrollen zu Syrien verschärft. Menschenrechtler kritisieren, dass seither immer wieder Bürgerkriegsflüchtlinge abgewiesen würden.
„Nach den Attentaten von Paris hat Ankara nun auch die Seekontrollen verschärft“, sagte der IOM-Sprecher. Er glaubt, dass sich „Flüchtlinge, die in großer Not sind, nun andere Wege nach Europa suchen werden“. „Davon werden vor allem die Schlepper profitieren, die diese Not ausnutzen.“

Alternativen im Blick

Als mögliche Alternativroute zeichnet sich der lange Weg über Russland nach Skandinavien ab. Denn auch immer neue Hindernisse auf der sogenannten Balkanroute machen die aktuelle Flüchtlingsstrecke unattraktiv. Derzeit sitzen mehr als 2000 Flüchtlinge fest, weil Mazedonien nur noch Syrer, Iraker und Afghanen durchreisen lässt. Serbien und Kroatien zogen nach. Die meisten Gestrandeten kommen aus dem Iran, Bangladesch, Pakistan und Marokko.

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