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Zu wenig. Die UN müssen aller Voraussicht nach ihre Lebensmittelrationen kürzen.

© Reuters

Flüchtlingsnot in Syrien: UN müssen Lebensmittelrationen kürzen

Schon jetzt müssen Millionen Syrer hungern. Nun könnte sich die Situation der Notleidenden nochmals verschärfen. Das Welternährungsprogramm muss seine Lebensmittelrationen drastisch verringern - weil Geld fehlt.

Muhannad Hadi hat schon viel Elend gesehen. Aber angesichts des Leids der Syrer muss selbst der Nothilfekoordinator des Welternährungsprogramms immer wieder um Fassung ringen. Schlimm sei die Lage für die Menschen im Bürgerkriegsland, hat der Mitarbeiter der Vereinten Nationen vor kurzem gesagt. Der Hunger gehöre trotz aller internationalen Bemühungen zum Alltag. Und voraussichtlich wird sich die Lage sehr bald sogar nochmals verschlimmern.

Denn die UN werden ihre Nahrungsmittelrationen für Millionen Bedürftige wohl drastisch kürzen müssen – aus Geldmangel. "Wir haben einen dramatischen Punkt der humanitären Hilfe in Syrien und in den umliegenden Ländern erreicht. Wenn es uns nicht gelingt, binnen Tagen erhebliche finanzielle Mittel zu beschaffen, werden wir keine andere Wahl haben, als unsere Hilfen erheblich zu verringern", sagt Hadi.

Und derzeit sieht es nach Auskunft des UN-Welternährungsprogramms nicht danach aus, dass das dringend benötigte Geld rechtzeitig zur Verfügung steht. Im Klartext heißt das: Es muss gespart werden. Und das wird zulasten der Notleidenden gehen. So werden im Oktober, spätestens im November die Rationen für vier Millionen Menschen in Syrien deutlich verkleinert.

Nur noch 820 Kalorien pro Tag

Dann müsste jeder Betroffene mit etwas mehr als 820 Kalorien pro Tag auskommen. Als Minimum gelten gut 2000 Kalorien. Die Folge: Mangelernährung. "Es ist herzzerreißend, sich vorzustellen, dass wir den Millionen Opfern dieser Krise nicht mehr einen Hauch von Stabilität geben können", sagt Nothilfekoordinator Hadi.

Das gilt auch für diejenigen, denen es gelungen ist, vor dem Bürgerkrieg zu fliehen. Mehr als drei Millionen Menschen haben bereits Zuflucht in den Nachbarstaaten gefunden – auch sie könnten künftig nicht mehr ausreichend versorgt werden. In Jordanien zum Beispiel soll die monatliche Hilfe für rund 440 000 Flüchtlinge, die in Dörfern, Städten und kleinen Gemeinden untergekommen sind, von 34 US-Dollar auf 16 Dollar herabgesetzt werden.

Im Libanon, der mit schätzungsweise 1,2 bis 1,5 Millionen syrischen Vertriebenen zu kämpfen hat, könnte der Wert des elektronischen Gutscheins zum Einkauf von Lebensmitteln von derzeit 30 auf 20 Dollar pro Monat reduziert werden. Außerdem würden Hilfen für Neuankömmlinge, die zumeist in notdürftigen Unterkünften hausen, gestrichen. Auch Flüchtlinge in der Türkei wären von den Sparzwängen betroffen. Wie so oft geht das vor allem zulasten der Kinder.

Drei Millionen Kinder gehen nicht zur Schule

In Syrien selbst leiden Minderjährige aber nicht nur an Hunger, sondern auch unter mangelhafter Bildung. "Lernen unter Lebensgefahr" lautet der Titel einer neuen Studie der Kinderrechtsorganisation Save the Children. Dem Report zufolge gehen fast drei Millionen Kinder nicht mehr zur Schule.

Das liegt in erster Linie an der täglichen Gewalt. Die für den Unterricht vorgesehenen Gebäude sind oft stark beschädigt, vollständig zerstört oder werden von bewaffneten Gruppen besetzt gehalten. Und denjenigen, die noch genutzt werden können, droht Beschuss. Hinzu kommt: Mehr als 230 Lehrer sind dem Bürgerkrieg zum Opfer gefallen, tausende in die Nachbarstaaten geflohen.

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