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Die Schießerei am Frankfurter Flughafen trug sich am Nachmittag des 2. März zu.

© dpa

Flughafen Frankfurt: Gezielter Angriff auf Amerikaner

Am Frankfurter Flughafen sind zwei US-Soldaten bei einem Angriff auf einen Zubringerbus der Army erschossen worden. Der Täter soll Kontakte zu Islamisten gehabt haben. Jetzt ermittelt die Bundesanwaltschaft.

Von Frank Jansen

Sie sind entsetzt, irritiert und hegen einen schrecklichen Verdacht. „Es reicht schon, dass wir einen terroristischen Hintergrund nicht ausschließen können“, sagte am Mittwoch ein Sicherheitsexperte wenige Stunden nach dem Angriff des Kosovo-Albaners Arif U. auf US-Soldaten am Frankfurter Flughafen. Er betonte wie andere Fachleute, das Tatgeschehen sehe nach einem gezielten Angriff auf die Amerikaner aus. Der Bus der Soldaten sei unschwer als US-Militärtransporter zu erkennen gewesen, außerdem hielten an der Stelle am Terminal 2 öfter amerikanische Fahrzeuge, um Armeepersonal aufzunehmen. „Wir haben es womöglich mit einem durchgeknallten Einzeltäter zu tun“, hieß es in Sicherheitskreisen, „das kann ein Geisteskranker sein oder ein politisch motivierter Fanatiker oder beides“.

Außerdem verdichteten sich am Mittwochabend die Hinweise, der Täter habe islamistische Parolen von sich gegeben. Er soll "Allahu akbar" (Gott ist groß) gerufen haben. Der Generalbundesanwalt hat am Donnerstag die Ermittlungen übernommen. Sollte sich ein politischer Hintergrund bestätigen, wäre es erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik einem militanten Islamisten gelungen, im Inland einen Anschlag zu verüben. Bislang gab es Tote und Verletzte nur bei Angriffen auf deutsche Einrichtungen im Ausland, insbesondere die Bundeswehr, oder auf deutsche Touristen, wie beim Anschlag im April 2002 auf der tunesischen Ferieninsel Djerba.

Experten betonten allerdings, der genaue Ablauf der Tat in Frankfurt sei noch nicht geklärt. Deshalb sei es bislang unmöglich, das Motiv des Kosovaren beweissicher zu nennen. „Ich spreche bewusst nicht von einem Anschlag, sondern von einem Tötungsdelikt“, sagte der hessische Innenminister Boris Rhein (CDU) am Tatort. Dann betonte er, „es ist aber im Moment nichts auszuschließen“.

Ein weiteres Indiz für eine mögliche extremistische Einstellung des 21 Jahre alten Arif U. fand sich im Internet. Der Kosovo-Albaner ist offenbar bei Facebook registriert, nach Informationen des Tagesspiegels soll Arif U. da mit Freunden verlinkt sein, von denen einige dem islamistischen Spektrum nahestehen.

Dass der Täter einen oder mehrere Soldaten gekannt hat, sei wenig wahrscheinlich, hieß es in Sicherheitskreisen. Zunächst war vermutet worden, Arif U. sei mit den Soldaten in einen Streit geraten. Nach bisherigen Ermittlungen ging Arif U. jedoch auf den Bus zu und erschoss zunächst einen Amerikaner, der vor dem Fahrzeug stand. Dann drang er in das Fahrzeug ein und tötete den Fahrer. Außerdem verletzte er zwei weitere Amerikaner schwer. Arif U. soll insgesamt neun Schüsse abgegeben haben. Anschließend floh er in das Terminal, wo ihn Beamte der Polizei überwältigten. Der Kosovare hatte außer der Pistole auch ein Messer bei sich. Die hessische Polizei begann noch am Abend, Arif U. zu vernehmen.

Die Soldaten waren aus der Airbase Lakenheath in Großbritannien gekommen und sollten zum US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz gebracht werden. Die Zahl der Soldaten in dem Bus wird unterschiedlich angegeben, offenbar waren es mindestens 13. Arif U. wurde in Mitrovica im Norden des Kosovo geboren, die Stadt ist in ein serbisches und ein albanisches Gebiet aufgeteilt. Im März 2004 griffen Albaner bei schweren Unruhen serbische Häuser an, mehrere wurden geplündert und angezündet. In welchem Jahr Arif U. nach Deutschland kam, seit wann er in Frankfurt lebt und mit welchem Status, blieb vorerst unklar.

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