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Politik: Foltervorwürfe gegen US-Truppen in Afghanistan

Menschenrechtler berichten über „exzessive Gewalt“ in Gefängnissen

Kabul (dpa). Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat den USStreitkräften in Afghanistan schwere Misshandlungen von Gefangenen und Zivilisten vorgeworfen. Es gebe klare Hinweise, dass US-Soldaten Gefangene gefoltert hätten, teilte die US-Organisation bei der Vorlage ihres neuen Berichts am Montag mit. Zivilisten seien willkürlich unter Anwendung „exzessiver Gewalt“ und anscheinend auf Grundlage falscher Geheimdienstinformationen festgenommen worden.

Die US-Streitkräfte wiesen die Vorwürfe zurück. Der Sprecher der US-Truppen, Bryan Hilferty, sagte in Kabul, der 59-seitige Bericht beruhe auf einem mangelnden Verständnis der Situation vor Ort. „Afghanistan ist ein Kriegsgebiet, und wir folgen den Gesetzen des Krieges“, sagte er. „Wir nutzen die Genfer Konvention als Richtlinie und versuchen, sie zu befolgen.“ Bei der Anwendung von Gewalt gehe man vorsichtig vor.

HRW warf den USA vor, viele der im Bericht dokumentierten Vorfälle seien „selbst im Rahmen von Krieg nicht zu entschuldigen“. Menschenrechtsverletzungen radikal-islamischer Rebellen wie der Taliban könnten keine Rechtfertigung für die der US-Streitkräfte sein. Unterstützung bekam HRW von der unabhängigen Menschenrechtskommission in Afghanistan. Deren Vorsitzende Simar Samar sagte der britischen BBC, „in einigen Fällen“ würden US-Truppen außerhalb des Gesetzes operieren.

Der Bericht zitiert Afghanen, die im US-Hauptquartier in Bagram bei Kabul nach eigener Aussage über Wochen gefesselt blieben. Mehrere frühere Gefangene sagten HRW, sie seien geschlagen, getreten oder mit Schlafentzug gequält worden. Sie seien gezwungen worden, bewegungslos in schmerzhaften Körperhaltungen zu verharren. Einer gab an, im Winter mit kaltem Wasser überschüttet worden zu sein. HWR warf dem US-Verteidigungsministerium vor, den Tod von drei Gefangenen nicht hinreichend erklärt zu haben. Zivilisten beklagten, bei Hausdurchsuchungen von US- oder afghanischen Truppen misshandelt worden zu sein. Außerdem kritisierte HWR eine unverhältnismäßige Anwendung von Gewalt der US-Streitkräfte. So würden Kampfhubschrauber in Wohngebieten eingesetzt.

http://hrw.org/reports/2004/afghanistan0304/

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