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Moderator mit Sendungsbewusstsein: Tucker Carlson.

© Chip Somodevilla/Getty Images/AFP

Fox-News-Moderator: Tucker Carlson ist Trumps großer Einflüsterer

US-Präsident Donald Trump hört in außenpolitischen Fragen zunehmend auf den Fox-News-Moderator Tucker Carlson. Ein Porträt.

Dass der US-Präsident einen Lieblingssender hat, ist inzwischen Allgemeinwissen. Vier bis acht Stunden soll der einstige Reality-TV-Star jeden Tag vor der Mattscheibe verbringen, die meiste Zeit läuft Fox News. Wie sehr der konservative Kanal und vor allem seine Talkshow-Moderatoren tatsächlich Donald Trumps Politik prägen, erstaunt manchmal aber doch. Da ist zum einen Sean Hannity, der immer wieder damit angibt, den direkten Draht zum Präsidenten zu haben und ihn gegen alle Kritik verteidigt.

Und da ist Tucker Carlson, der eine Stunde vor Hannity sendet und trotz seiner Eliteuni-Attitüde für sein derbes Auftreten bekannt ist. Von ihm stammt etwa der Satz, dass Einwanderung amerikanische Städte "dreckiger" mache. Der Sohn eines ehemaligen Nachrichtensprechers und Diplomaten ist überzeugter Isolationist. Carlson vertritt die These, dass das US-Militär an zu vielen Orten der Welt stationiert sei und daher an den wahren amerikanischen "Krisenorten" wie der Grenze zu Mexiko fehle. Kein Wunder, dass Trump "Tucker Carlson Tonight" gerne zuhört.

Ganz genau hat der Präsident auch an dem Tag zugehört, als er entscheiden musste, wie Amerika auf den Abschuss einer Drohne durch den Iran reagiert. Am Ende hat Trump in letzter Minute davon Abstand genommen, Vergeltungsschläge ausführen zu lassen, die die Krise hätten eskalieren lassen können. Denn das, so hatte Carlson klar gemacht, käme bei seinen Wählern gar nicht gut an. Die wollten, dass er sein Versprechen einhalte, Soldaten heimzuholen – und ganz sicher keinen neuen Krieg.

Er riet Trump von Militärschlägen gegen Iran ab

Dazu würden aber Leute, die Amerika 2003 in den Irak-Krieg geführt hätten, den Präsident nun drängen wollen. Mit "Leuten" meint Tucker vor allem Trumps Sicherheitsberater John Bolton, bis zu dessen Ernennung gern gesehener Analyst bei Fox News.

Seinen großen Auftritt an Trumps Seite hatte der 50-jährige Moderator dann überraschend an der innerkoreanischen Grenze. Er war live dabei, als erstmals ein US-Präsident seinen Fuß auf nordkoreanischen Boden setzte - anstelle von Bolton, der zeitgleich in der Mongolei weilte. Carlsons Äußerungen im Anschluss können als Erläuterung gelesen werden, warum Trump ohne Vorbedingungen bereit war, dem Diktator Kim Jong Un so viel Aufmerksamkeit zu schenken - ein Schritt, den seine Vorgänger stets abgelehnt hatten.

"Wir müssen uns ehrlich machen, was es bedeutet, ein Land zu führen", sagte Carlson. Es bedeute, Menschen zu töten. "Nicht so viele wie Nordkorea, aber viele Länder begehen Grausamkeiten, darunter auch enge Verbündete von uns." Eine solche Relativierung nordkoreanischer Grausamkeiten hätte in normalen Zeiten große Empörung ausgelöst. Aber unter Trump ist eben nichts mehr normal.

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