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Vom Parteiretter zum Störenfried. Namentlich FDP-Chef Philipp Rösler lasten CDU-Politiker das Schüren von antieuropäische Stimmungen an – während die Opposition ein baldiges Ende von Schwarz-Gelb wittert. Foto: Jochen Zick/Keystone

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Politik: Fragen nach der Insolvenz

Die Koalition streitet über eine Pleite Griechenlands – die Opposition erwartet die Pleite der Koalition

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Berlin - Niemand kann sicher sagen, wie es mit Griechenland, das seine Reformauflagen nur schwer erfüllen kann, weitergehen soll. Und in zwei Wochen sollen die Abgeordneten der Koalition über den Rettungsschirm EFSF abstimmen, möglichst mit Kanzlermehrheit. Nichts käme der CDU in so einer Phase ungelegener, als Absetzbewegungen in den eigenen Koalitionsreihen. Denn sie diskreditieren nicht nur die eigene Europapolitik. Sie sorgen auch für Aufwind bei denen, die dem Kurs ohnehin kritisch gegenüberstehen.

Heftig reagiert die CDU deshalb auf die Äußerungen von FDP-Chef Philipp Rösler. Thomas Strobl, CDU-Chef in Baden-Württemberg, fordert seine Partei auf, sich klar vom Kurs der FDP abzugrenzen. „Es ist offensichtlich, dass es in der FDP gewisse antieuropäische Tendenzen gibt. Sollte sich das fortsetzen, muss die CDU Konsequenzen ziehen und sich davon deutlich abgrenzen“, sagt Strobl dem Tagesspiegel. Der Kurs der FDP sei für das Erscheinungsbild der schwarz-gelben Bundesregierung natürlich verheerend. Die CDU habe einen „ganz klaren pro-europäischen Kurs, der eher mehr Europa beinhaltet als weniger Europa“.

Andere CDU-Leute, wie der Berliner Euro-Kritiker Karl-Georg Wellmann halten es zwar nicht für sonderlich klug, dass der Wirtschaftsminister als Mitglied der Bundesregierung öffentlich von einer griechischen Insolvenz spricht. „Aber es ist absolut notwendig darüber nachzudenken, wie ein Plan B aussehen kann“, sagt der Bundestagsabgeordnete. Wenn schon der Wirtschaftsminister, die CSU und auch der Bundesbank-Präsident Zweifel äußerten am derzeitigen Kurs, dann könne die Skepsis nicht falsch sein.

Und tatsächlich trägt man auch bei der CSU die Worte „Insolvenz“ und „Euro- Austritt“ Griechenlands immer leichter auf der Zunge. Verkehrsminister Peter Ramsauer meint in der „Zeit“, ein Ausstieg Griechenlands aus dem Euro sei „kein Weltuntergang“. Dies ist seit Montag auch offizielle Position der CSU. Kein Wunder also, dass auch CDU-Mann Wellmann nun offen sagt: „Es zeichnet sich ganz klar ab, dass Griechenland nicht in der Lage ist, aus eigener Kraft aus der Krise herauszukommen.“ Das Land müsse raus aus dem Euro, eine eigene Währung einführen und diese dann abwerten. Nur so könne Griechenland die Wirtschaft wieder ankurbeln, Investitionen generieren und wettbewerbsfähig werden.

Der Krach in der Koalition ist für die Opposition ein klares Zeichen für das baldige Ende des Bündnisses. SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagt, jeder könne sehen, wie sich die FDP mit einem „europopulistischen Kurs auf den Ausstieg aus der Koalition und Neuwahlen vorbereitet“. Rösler und Generalsekretär Christian Lindner machten die FDP „reif für eine geordnete politische Insolvenz“. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin sieht in dem von FDP-Mitgliedern angestrebten Mitgliederentscheid gegen einen permanenten Euro-Rettungsschirm eine Abstimmung über das Ende der Koalition. Trittin fordert in der „Passauer Neuen Presse“ zugleich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, Rösler zu entlassen. „Wenn die Kanzlerin ihre Dissidenten nicht auf Kurs bringt, muss sie Neuwahlen anstreben.“ Nach Ansicht der Linken wird Merkel von der FDP gezwungen, die Vertrauensfrage zu stellen. Parteichef Klaus Ernst sagt dem Tagesspiegel: „Die FDP lässt Merkel keine Wahl. Sie zwingt die Kanzlerin dazu, die Euro-Abstimmung mit der Vertrauensfrage zu koppeln.“ Wenn sich Schwarz-Gelb mitten in einer Euro-Krise eine Koalitionskrise leiste, führe dies direkt zu einer Vertrauenskrise der Politik. Von Stunde zu Stunde würden die Zweifel an Merkels Führungsstärke wachsen. Die Linke werde im Bundestag „auf jeden Fall“ mit Nein stimmen, „weil wir gegen Bankenrettungspakete auf Kosten der Bürger und gegen Merkels Regierung sind“. mit dapd

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