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Politik: Frankreich: Denunziant bekennt sich

Paris - Der „Rabe“, wie die Franzosen anonyme Denunzianten nennen, der 2004 den Clearstream-Skandal um angebliche Schmiergeldkonten von Innenminister Nicolas Sarkozy anzettelte, steht vermutlich fest. In einem Interview der Zeitung „Le Parisien“ bekannte sich der frühere Vizepräsident des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, Jean-Louis Gergorin, am Mittwoch dazu, der Autor des ersten anonymen Briefs vom 4.

Paris - Der „Rabe“, wie die Franzosen anonyme Denunzianten nennen, der 2004 den Clearstream-Skandal um angebliche Schmiergeldkonten von Innenminister Nicolas Sarkozy anzettelte, steht vermutlich fest. In einem Interview der Zeitung „Le Parisien“ bekannte sich der frühere Vizepräsident des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, Jean-Louis Gergorin, am Mittwoch dazu, der Autor des ersten anonymen Briefs vom 4. Mai jenes Jahres an den Pariser Richter Renaud van Ruymbeke zu sein.

Van Ruymbeke war damals mit der Untersuchung der Affäre betraut, bei der in den 90er Jahren über die Luxemburger Clearstream-Bank rund 900 Millionen Francs an französische Parteien und Politiker geflossen sein sollen. Hintergrund war die Lieferung von Fregatten an Taiwan. In dem Gespräch, das Gergorin in Begleitung von vier Leibwächtern einem Reporter der Zeitung im „Jardin du Luxembourg“ gab, sagte er, er habe van Ruymbeke seinerzeit bei drei vorausgegangenen Begegnungen über sein Wissen in der Affäre um die Fregatten unterrichtet. Eine formale Aussage habe er abgelehnt, dem Richter jedoch eine „Zusammenfassung“ seiner Informationen ohne Namen und Absender übermittelt. Angaben über die anderen anonymen Briefe, in denen dann Sarkozy als angeblicher Konteninhaber genannt wurde, wollte Gergorin nur gegenüber der Justiz machen.

Gergorin, ein früherer Diplomat, der als Leiter der Planungsabteilung im Außenministerium Vorgesetzter des heutigen Premierministers Dominique de Villepin war, hatte Ende 2003 auf eigene Faust Nachforschungen über Clearstream aufgenommen und Listen mit Konten an den Geheimdienstgeneral im Verteidigungsministerium Philippe Rondot weitergegeben. Da der mit seinen Recherchen angeblich nicht vorankam, schaltete er im Januar 2004 Villepin ein. Rondot bezeichnete laut seinen Notizen am 11. Mai 2004 gegenüber seinen Vorgesetzten im Ministerium Gergorin als den mutmaßlichen Denunzianten und stellte wenig später die Echtheit der Kontenlisten in Frage. Trotzdem ließ Villepin die Justiz weiter ermitteln und schaltete zusätzlich den Abwehrdienst DST ein.

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