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Frankreich: Dritter Protesttag gegen Villepins Politik

Hunderttausende Demonstranten liefen Sturm gegen die umstrittenen Arbeitsmarktreformen ihres Premierministers. In Frankreich fand eine Kraftprobe mit dem bisher unnachgiebigen Premier Dominique de Villepin statt.

Paris - In Paris, Rennes und Toulouse gingen jeweils Zehntausende auf die Straße und setzten Villepin damit noch weiter unter Druck. Gewerkschaften, Schüler- und Studentenverbände sowie die Linksparteien wollen die konservative Regierung in Paris zwingen, die beschlossene Lockerung des Kündigungsschutzes für junge Arbeitnehmer unter 26 zurückzunehmen.

Die Gewerkschaft CFDT hatte auf den etwa 160 Kundgebungen bis zu 1,5 Millionen Gegner des "Vertrags zur Ersteinstellung" (CPE) erwartet. Die Gewerkschaften wollten nach einem erfolgreichen dritten Protesttag über eine "höhere Gangart" gegen den CPE entscheiden. Gewerkschaftliche Ordner waren verstärkt eingesetzt, um gewalttätige Ausschreitungen zu verhindern, wie es sie in der Woche zwischen Studenten und Polizei an der Pariser Sorbonne gegeben hatte.

Der neue nationale Protesttag galt als eine entscheidende Kraftprobe zwischen dem bisher unnachgiebigen Villepin und den Gegnern seiner Politik. Die Gewerkschaften hatten am 7. Februar rund 400.000 Demonstranten mobilisiert und am 7. März etwa 700.000. Nach Umfragen wollen 68 Prozent der Franzosen eine Rücknahme der Reform, mit der Villepin die hohe Arbeitslosigkeit in der jungen Generation bekämpfen will. Sie liegt in Problemvierteln bei bis zu 40 Prozent.

Am Vorabend hatten Universitätsrektoren Villepin aufgefordert, das Gesetz auszusetzen und in den kommenden sechs Monaten einen breiten Dialog über die Beschäftigungspolitik zu beginnen. Villepin habe den Eindruck erweckt, er sei zu einer "bedeutsamen Geste" bereit, um den Konflikt nicht noch eskalieren zu lassen, sagte Hochschulpräsident Yannick Vallée. Nach Einschätzung von Beobachtern könnte Villepin als Kompromiss anbieten, die zweijährige Probezeit des CEP zu verkürzen.

Die im Januar begonnene Auseinandersetzung um das Reformgesetz hat den engen Vertrauten von Staatspräsident Jacques Chirac nach Umfragen in der Beliebtheit markant abstürzen lassen. Villepin ist seit zehn Monaten im Amt und sieht sich als Präsidentschaftskandidat 2007. In 60 von 84 Universitäten blockieren oder stören Studenten aus Protest gegen das beschlossene Gesetz den Lehrbetrieb. Auch Schulen werden bestreikt. (tso/dpa)

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