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Dominique Strauss-Kahn und Tristane Banon (Bild aus dem Jahr 2004).

© AFP

Frankreich: Neue Anzeige gegen Strauss-Kahn

Schwerer Rückschlag für Dominique Strauss-Kahn: Dem Ex-IWF-Chef droht nun auch in Frankreich eine Anzeige wegen versuchter Vergewaltigung. Der Anwalt der französischen Publizistin Tristane Banon kündigte entsprechende rechtliche Schritte gegen den 62-Jährigen an.

Ex-IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn wird in einem weiteren Fall der versuchten Vergewaltigung beschuldigt. Die französische Publizistin Tristane Banon kündigte am Montag über ihren Anwalt eine Anzeige an. Zu der Tat sei es im Februar 2003 während eines Interviews gekommen, das die damals 23-Jährige für ein Buchprojekt geführt habe, sagte der Jurist David Koubbi dem Nachrichtenmagazin "L'Express". Die Anzeige werde am Mittwoch bei der französischen Staatsanwaltschaft eintreffen.

"Ich kann es nicht mehr hören, dass gesagt wird, ich sei eine Lügnerin, weil ich keine Anzeige erstatte", begründete die 32-Jährige in einem erst am Abend veröffentlichten Interview des Magazins ihren Schritt. Wenn sie eines Tages mit diesen "acht Jahren Hölle" abschließen wolle, müsse über den Fall geurteilt werden. Sie sei noch immer traumatisiert.

Strauss-Kahn schaltete umgehend französische Anwälte ein und ließ seinerseits rechtliche Schritte wegen falscher Anschuldigungen ankündigen. Der von Banon erhobene Vorwurf der versuchten Vergewaltigung sei erfunden, sagte ein Sprecher der Kanzlei Henri Leclerc & Associés in Paris. Man bereite eine Anzeige vor. "Ich weiß, dass ich die Wahrheit sage", sagte hingegen Banon in dem Interview.

Gegen Strauss-Kahn wird seit Mitte Mai in den USA wegen einer angeblichen versuchten Vergewaltigung ermittelt. Vergangenen Freitag wurde er allerdings überraschend aus dem Hausarrest entlassen, weil Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Hauptbelastungszeugin aufgetaucht waren. Das "Wall Street Journal" berichtete am Montag unter Berufung auf Ermittlerkreise, die US-Ankläger hätten immer mehr Skepsis ihr gegenüber.

"Strauss-Kahn heute in Freiheit zu sehen, wie er mit Freunden in einem Luxusrestaurant isst, macht mich krank", sagte Banon. Ihre Entscheidung, juristisch gegen den 62-Jährigen vorzugehen, sei allerdings bereits Mitte Juni gefallen. Auch ihr Anwalt betonte, mit den jüngsten Ereignissen in New York habe das Einreichen der Anzeige nichts zu tun. "Was in den USA passiert, betrifft uns nicht", sagte Koubbi. Sein Anklagedossier sei "extrem solide und fundiert".

Banon hatte bereits bei einem TV-Auftritt im Februar 2007 von der mutmaßlichen Sex-Attacke Strauss-Kahns berichtet und ihn als "brünftigen Schimpansen" bezeichnet. Der Sender blendete den Namen Strauss-Kahns damals aber aus. Sie habe nicht früher Anzeige erstattet, weil ihr alle Welt damals davon abgeraten habe, kommentierte Banon in ihrem jüngsten Interview. Das würde zu nichts führen, habe man ihr gesagt. Nach der Anklage gegen Strauss-Kahn in New York hatte sie dann erstmals öffentlich den Gang vor Gericht erwogen, die Entscheidung dann aber aufgeschoben.

Banons Mutter bedauerte kürzlich, dass sie ihre Tochter damals von einer Klage gegen Strauss-Kahn abgehalten habe. "Meiner Tochter ging es sehr schlecht. Aber es wäre aus familiären Gründen zu heikel gewesen", sagte sie der Zeitung "Paris Normandie".

Der 62-jährige Strauss-Kahn war nach den Vorwürfen in den USA vom Chefposten des Internationalen Währungsfonds IWF zurückgetreten. Bis zu seiner Verhaftung in New York galt er auch als aussichtsreichster möglicher Kandidat der französischen Sozialisten für die Präsidentschaftswahlen 2012. (dpa)

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