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Sarkozy (links) liegt laut jüngsten Umfragen wieder hinter Hollande. Foto: AFP

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Frankreich: Picknick in der Schlusskurve

Französische Präsidentschaftskandidaten versuchen bei Großveranstaltungen zu punkten.

Eine Woche vor der ersten Wahlrunde suchten am Sonntag in Paris die beiden Hauptkandidaten, der konservative Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und sein sozialistischer Herausforderer François Hollande, sich in nur zehn Kilometer Entfernung in zwei Mammutkundgebungen gegenseitig zu übertreffen. Etwa 50 000 Anhänger Sarkozys, nach Angaben der Regierungspartei UMP 70 000, kamen am Nachmittag auf dem Concorde-Platz im Zentrum von Paris zusammen. Zur gleichen Zeit hatten sich etwa ebenso viele Anhänger Hollandes auf der Esplanade des Schlosses von Vincennes im Osten der Hauptstadt eingefunden.

Für beide geht es ums Ganze. Sarkozy bemüht sich vor allem, noch unentschlossene Wähler für sich zu mobilisieren, um Hollande doch noch zu überflügeln. „Ich will viele, viele, viele Franzosen zusammenbringen“, hatte Sarkozy als Ziel ausgegeben, „ich spüre einen Willen“. Als Adressat seiner Rede bezeichnete er das „schweigende Frankreich“, das Frankreich, „das keine Bushaltestellen demoliert, das Frankreich, das nichts anderes verlangt, als arbeiten zu dürfen, das seine Familie liebt, seine Erde und sein Land“. Eine Bühne und mehrere riesige Bildschirme hatten die Organisatoren für diese Rede auf dem Platz aufgebaut, auf dem Sarkozy 2007 seinen Wahlsieg feierte. Trotz des kühlen Aprilwetters mit Temperaturen um zehn Grad ging es bei Hollandes Treffen in Vincennes, das die Organisatoren als Picknick angekündigt hatten, gelöster zu. Entscheidend sei für ihn jedoch nicht die Zahl der Teilnehmer, sagte Hollande der Zeitung „Journal du Dimanche“. Der Funke müsse vielmehr am Wahltag zünden.

Nach den letzten Umfragen kann sich der sozialistische Kandidat wieder bessere Chancen ausrechnen, gegen Sarkozy zu gewinnen. Nach drei von vier Erhebungen liegt Hollande in der ersten Wahlrunde neuerdings wieder vor Sarkozy. Nach der Eröffnung seines Wahlkampfs Anfang März hatte Sarkozy den seit Monaten registrierten Vorsprung Hollandes aufgeholt und ihn sogar leicht überholt. In den Umfragen für die zweite Wahlrunde führt Hollande weiter je nach Umfrageinstitut mit 55 bis 57 Prozent.

Die günstigen Zahlen haben in Hollandes Stab schon ein erstes Gezerre um künftige Ministerposten ausgelöst, berichtete „Le Monde“. Er wolle im Fall eines Sieges sofort bereit sein, sagte Hollande dazu. Laut Zeitungsberichten gerieten dagegen die Berater des Präsidenten wegen der bisher eingeschlagenen Wahlkampfstrategie in Streit miteinander. Unter anderem seien Zweifel laut geworden, ob sich Sarkozys Rechtsruck, mit dem er der Nationalen Front Wähler abspenstig zu machen hofft, auszahlen werde. Auch mit den persönlichen Angriffen gegen Hollande würde er sich schaden, hieß es.

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