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Auch die heutige Chefin des Internationalen Währungsfonds Christine Lagarde hat den Aufruf unterzeichnet.

© dpa

Frankreich: Politikerinnen wehren sich gegen sexuelle Belästigung

Prominente Politikerinnen in Frankreich haben genug: Sie wollen sexuelle Belästigungen in Zukunft systematisch verurteilen.

Nach der jüngsten Affäre wegen sexueller Belästigung in der französischen Politik haben sich 17 frühere Ministerinnen verpflichtet, künftig zu solchen Vorwürfen nicht mehr schweigen zu wollen. "Sexistische Bemerkungen, unangebrachte Gesten, unangemessenes Verhalten" sollten in Zukunft "systematisch" verurteilt werden, erklärten die Politikerinnen verschiedener Parteien in einem Aufruf, den die Zeitung "Journal du Dimanche" veröffentlichte.

Zu den Unterzeichnerinnen zählen die heutige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, die ebenfalls konservative Politikerin Nathalie Kosciusko-Morizet, die Sozialistinnen Aurélie Filippetti und Elisabeth Guigou sowie mehrere Grüne.

"Wie alle Frauen, die in Milieus gelangt sind, die früher exklusiv männlich waren, haben wir unter Sexismus gelitten und dagegen gekämpft", heißt es in dem Appell. "Es ist nicht an den Frauen, sich an diese Milieus anzupassen, es sind die Verhaltensweisen bestimmter Männer, die sich ändern müssen." Die Ex-Ministerinnen erklären weiter: "Es reicht. Es ist vorbei mit der Immunität. Wir werden nicht länger schweigen." Die Unterzeichnerinnen ermutigen ferner alle Opfer sexueller Belästigung und sexueller Angriffe, zu sprechen und Anzeige zu erstatten. Ihre jeweiligen Parteien fordern die Politikerinnen auf zu prüfen, inwiefern es solche Vorfälle gegeben hat und gegebenenfalls den Opfern zu helfen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Es gebe zwar die juristischen Instrumente, doch würden die Gesetze nicht ausreichend angewandt, kritisieren die Ex-Ministerinnen. Das Arbeitsrecht schütze die Arbeitnehmerin, doch werde es nicht respektiert. Zudem erstatteten nur wenige Frauen Anzeige "und sehr wenige Klagen enden mit Verurteilungen".

Vergangene Woche war der Vizepräsident der Nationalversammlung in Frankreich zurückgetreten, der Grünen-Politiker Denis Baupin. Zuvor hatten ihm acht Frauen, darunter vier Abgeordnete, vorgeworfen, sie sexuell angegriffen oder mit anzüglichen SMS bombardiert zu haben. Daraufhin geriet auch Finanzminister Michel Sapin in Bedrängnis, weil er eine Journalistin unsittlich berührt haben soll. Der Sozialist räumte zwar "unangebrachtes" Verhalten ein und äußerte sein Bedauern, bestritt im Detail aber die zuvor von Journalistinnen verbreitete Version des Vorfalls. In einem kürzlich erschienen Buch heißt es, der heute 64-Jährige habe einer Reporterin Anfang 2015 eine anzügliche Bemerkung gemacht und das Gummibündchen ihres Slips "schnalzen lassen". (AFP)

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