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Frankreich: Satireblatt wird zum Verkaufsschlager

Das Pariser Satireblatt "Charlie Hebdo" hat die dänischen Mohammed-Karikaturen mit eigenen Beiträgen angereichert und so einen auch für die Redaktion überraschenden Verkaufshit gelandet.

Paris - Am Mittwoch waren bis mittags bereits nahezu 400.000 Exemplare von «Charlie Hebdo» verkauft, teilte der Leiter der Zeitung, Philippe Val, mit. Die Wochenzeitung, die in der Regel 140.000 Exemplare drucken lässt, hatte zunächst 160.000 für die Sonderausgabe geplant und dann wegen der riesigen Nachfrage zwei Mal nachdrucken lassen.

In Rechtsstaaten sei es notwendig, die dänischen Karikaturen zu veröffentlichen, von einer kritischer Berichterstattung begleitet, forderte Val andere Medien auf, die Zeichnungen ebenfalls zu drucken. «Charlie Hebdo» habe keinesfalls provozieren wollen, beteuerte er.

Die Muslimverbände hatten vergeblich versucht, die Auslieferung der Sondernummer von «Charlie Hebdo» juristisch zu stoppen. 11 der 16 Seiten sind dem Streit um die Zeichnungen aus «Jyllands-Posten» gewidmet. Die dänischen Karikaturen wurden nur klein abgebildet.

«Charlie Hebdo» titelt mit einem Mohammed, der sich die Augen zuhält und ruft: «Es ist hart, von Idioten geliebt zu werden.» In Eigenbeiträgen werden Vertreter der drei monotheistischen Religionen gezeigt, die sich gemeinsam gegen die Satire stellen. Auf einem Bild hält ein Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürtel das Mohammed-Bild mit Bombenturban hoch und erklärt: «Wenn der Zeichner die Bombe um Mohammeds Taille gelegt hätte, hätten wir nichts gesagt.» Auf einem anderen Bild erklärt Mohammed: «Das ist das erste Mal, dass ich über die Dänen lache!».

Der französische Präsident Jacques Chirac verurteilte am Mittwoch die Provokation der «Leidenschaften» gläubiger Muslime. «Es muss alles vermieden werden, was die Überzeugungen anderer, besonders die religiösen Überzeugungen, verletzen kann», sagte Chirac im Kabinett. «Die Meinungsfreiheit muss im Geiste der Verantwortung ausgeübt werden. Ich verurteile alle offensichtlichen Provokationen, die geeignet sind, gefährliche Leidenschaften zu entfachen.» (tso/dpa)

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