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Frankreich: Sozialistin Royal hat Chance auf Comeback

Die unterlegene französische Präsidentschaftskandidatin setzt sich im Kampf um die Parteiführung überraschend an die Spitze.

Ségolène Royal, die gegen Nicolas Sarkozy in der Präsidentenwahl 2007 unterlegene Kandidatin der französischen Sozialisten, hat sich im Ringen um die künftige Führung ihrer Partei überraschend an die Spitze gesetzt. In einer parteiinternen Urabstimmung über die Programmentwürfe der Bewerber um die Nachfolge des bisherigen Parteichefs Francois Hollande fand sie am Donnerstagabend mit 29 Prozent die größte Zustimmung. Auf die Texte ihrer beiden wichtigsten Konkurrenten, des Pariser Stadtoberhaupts Bertrand Delanoe und der früheren Arbeitsministerin und jetzigen Bürgermeisterin von Lille, Martine Aubry, entfielen jeweils 25 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auf 19 Prozent kam ein Beitrag des Sprechers der Parteilinken, Benoit Hamon.

Der Ausgang der Abstimmung, an der sich etwas mehr als die Hälfte der 230 000 Mitglieder des Parti Socialiste (PS) beteiligten, lässt damit für den Parteitag in einer Woche in Reims alles offen. Bei dem Treffen soll mit der Verabschiedung eines von der Mehrheit der Delegierten getragenen Programms eine Vorentscheidung über die neue Parteispitze fallen. Der künftige Parteichef würde dann am 20. November in einer weiteren Urabstimmung von der Basis gewählt werden.

Der unerwartete Vorsprung Royals vor Delanoe und Aubry wurde am Freitag von Kommentatoren als Ausdruck des „Wunsches der Parteimitglieder“ gewertet, Änderungen herbeizuführen. Die Zeitung „Le Monde“ sprach, auch unter Hinweis auf das Abschneiden des politischen Neulings Hamon, von einer „Desavouierung des traditionellen Parteiapparats“. Die seit der verlorenen Präsidentenwahl beschworene Erneuerung der Partei trauen die Mitglieder, wie es scheint, weder Aubry zu noch dem von der bisherigen Parteiführung, zwei früheren Premierministern und einer Mehrheit der Franzosen favorisierten Delanoe. Selbst in seiner Pariser Hochburg kam der in Umfragen nicht über 38 Prozent.

Royal erklärte, das Abstimmungsergebnis verleihe ihr die „Legitimität“, den Kampf um die Erneuerung der Partei fortzusetzen. Sie wollte sofort mit den Vertretern der anderen Programmentwürfe Gespräche aufnehmen, um zum Parteitag eine „Synthese“ der Texte zu erarbeiten, die die Zustimmung der Mehrheit der Delegierten finden könnte. Die Frage der Bewerbung um den Parteivorsitz sei dafür jedoch „keine Voraussetzung“.

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