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Politik: Frankreich spart sich die Expo 2004

Premierminister Raffarin hält finanzielles Risiko für zu hoch

Von Sabine Heimgärtner, Paris

Frankreichs neue konservative Regierung unter Premierminister Jean-Pierre Raffarin nimmt den eingeschlagenen Sparkurs offenbar ernst: Die Expo 2004, die Weltausstellung, die in zwei Jahren vom 7. Mai bis 7. August stattfinden sollte, wurde wegen „finanzieller Risiken“ abgesagt. Enttäuscht ist vor allem die Gemeinde Dugny in der Pariser Vorort-Region Seine-Saint-Denis, die sie ausrichten sollte und seit einem Jahr die Planung übernommen hat. Die Expo sollte „das Top-Ereignis“ Frankreichs werden, mit einer Ausstellungsfläche von 25 Hektar und neuen Messegebäuden. Mit der Gestaltung des zwischen dem Flughafen Charles de Gaulle und dem Messegelände der traditionellen Flugausstellung Le Bourget gelegenen Expo war der Architekt Bernard Tschumi beauftragt, der den Parc de La Vilette im Osten der Hauptstadt entworfen hat, eine Freizeitoase mit Museen, Theatern und Musiksälen.

„Wir sind schockiert“, sagte der Präsident des regionalen Verwaltungsrates der Region Seine-Saint-Denis, Robert Clement. „Die Entscheidung wird sich als extrem nachteilig für die Vorort-Region von Paris erweisen, weil man dort dringend neue wirtschaftliche Impulse gebraucht hätte.“ Man hatte mit rund 5 000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet. Außerdem erhoffte man durch die Ausstellung ein neues Image für den Stadtteil, der wegen seiner Hochhäuser, steigender Kriminalität, Arbeitslosigkeit und seines hohen Bevölkerungsanteils arabischer Immigranten für Negativ-Schlagzeilen sorgte. Als Budget waren 395 Millionen Euro vorgesehen, darin eingeplant die Renovierung des Luftfahrtmuseums in Le Bourget. 295 Millionen sollten über Sponsoren und Eintrittsgelder zurückfließen, 20 Prozent aus dem Ausland.

Die Regierung begründete die Annullierung der Expo, deren Hauptthemen Kunst und Neue Technologien sein sollten, mit fehlenden Partnerländern, Mangel an Sponsoren und unzureichender Vorbereitung. Von 80 eingeladenen Ausstellern hätten nur vier definitiv zugesagt. Die Expo stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Die französischen Regierenden hatten genau beobachtet, mit welchen Problemen zum Beispiel die Vorgänger-Expo in Hannover zu kämpfen hatte: In fünf Monaten kamen 18 Millionen Besucher, halb so viele wie erwartet. Das so entstandene Defizit von damals 2,4 Milliarden Mark wollte sich Frankreich in seiner Finanzsituation nicht zumuten.

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