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Eduard Philippe (Mitte) übernimmt das Amt des französischen Regierungschefs von seinem Vorgänger Bernard Cazeneuve.

© Joel Saget/AFP

Frankreichs neuer Regierungschef: Ein konservativer Premier für Macron

Vor seinem Besuch bei Kanzlerin Merkel ernennt Frankreichs neuer Präsident Macron seinen Regierungschef. Es ist der gemäßigt konservative Politiker Edouard Philippe.

Kurz vor seinem Abflug nach Berlin gab der neue französische Präsident Emmanuel Macron am Montag noch eine mit Spannung erwartete Personalie bekannt. Der gemäßigt konservative Politiker Edouard Philippe wird neuer Premierminister. Der konservative Abgeordnete ist seit 2010 Bürgermeister von Le Havre und ein Vertrauter von Alain Juppé. Der großen Öffentlichkeit ist er jedoch kaum bekannt. Macron hatte vorher klargemacht, worauf es ihm ankommt: politische Erfahrung, „Kompetenzen, um eine parlamentarische Mehrheit anzuführen und eine Regierung zu leiten“.

Philippe ähnelt seinem Chef Macron, auch er wandelte politisch zwischen links und rechts. Er war in Studentenzeiten zwei Jahre lang Sozialist und lief dann später zu den Konservativen über. Er war Kampagnendirektor für Jacques Chirac im Jahr 2002, später arbeitete er unter Juppé im Umweltministerium und war sein Sprecher bei den Vorwahlen der Konservativen. Wie Macron ist der vollbärtige Philippe ein Eliteschüler, er hat die Politikhochschule Science Po und die Verwaltungshochschule ENA besucht, die die meisten französischen Politiker durchlaufen haben, auch Macron selbst.

Er spricht fließend Deutsch

Philippe, verheiratet und Vater von drei Kindern, spricht fließend Deutsch. Sein Abitur machte er in Bonn, wo sein Vater eine Zeit lang als Lehrer tätig war. Auch Krimis hat er schon geschrieben. Er arbeitete in einer amerikanischen Anwaltskanzlei und beim französischen Nuklearriesen Areva. Mit dem Präsidenten verbindet den neuen Premier auch ein gemeinsames Hobby: Beide boxen gern. Aber was strategisch besonders wichtig ist: Philippe ist ein Mann, der aus dem Lager der Konservativen kommt, aber zur Mitte hin tendiert und so verschiedene Wählerschichten anspricht.

Macron umwirbt mit seiner Wahl das konservative Establishment, aber er hat dafür einen Kandidaten gefunden, der diesem selbst nicht angehört. Das ist ein Signal für die am 11. und 18. Juni anstehenden Parlamentswahlen. Macron will die Wähler überzeugen, dass er das Volk einen kann auf einer Linie, die weder rechts noch links ist. Nachdem Macron die Sozialisten gespalten und viele ihrer Anhänger auf seine Seite gezogen hat, hofft er nun auf den gleichen Effekt bei den konservativen Republikanern. Das würde sie bei den Parlamentswahlen schwächen und Macron stärken.

Der französische Präsident reiste noch am Montagnachmittag zu einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel nach Berlin.

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