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Politik: Frankreichs Präsident fordert den Atomreaktor der Zukunft

Paris - Für Frankreich ist ein Ausstieg aus der Atomenergie kein Thema. Präsident Jacques Chirac wünscht sich im Gegenteil, dass schon jetzt der Nachfolger des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) entwickelt wird.

Paris - Für Frankreich ist ein Ausstieg aus der Atomenergie kein Thema. Präsident Jacques Chirac wünscht sich im Gegenteil, dass schon jetzt der Nachfolger des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) entwickelt wird.

Jacques Chirac sagte bei einem Neujahrsempfang: „Wir müssen unseren Vorsprung wahren. Zahlreiche Länder arbeiten bereits an der Entwicklung des neuen Reaktors für die Jahre ab 2030 bis 2040, der weniger Abfälle produzieren und das spaltbare Material besser nutzen wird.“ Frankreich fühlt sich in seiner Ausrichtung auf die Kernenergie bestätigt durch die hohen Erdölpreise und den Streit um die russischen Gaslieferungen an die Ukraine. Doch es geht nicht nur um die eigene Versorgung. Frankreich möchte seine Technologie auch exportieren. Vor allem China scheint mit seinem rasch wachsenden Energiebedarf ein lukrativer Kunde zu sein. Noch in diesem Jahr soll das französische Atomenergiekommissariat das aussichtsreichste Konzept für den Reaktor der Zukunft auswählen, um in absehbarer Frist Prototypen zu entwickeln.

Erstaunlich ist Chiracs Vorstoß, weil für die nähere Zukunft eigentlich der französisch-deutsche EPR gedacht war. Dieser ist selbst noch kaum aus dem Stadium eines Prototypen heraus. Bisher hat nur Finnland einen EPR bestellt. In Frankreich selbst möchte der staatseigene Energiekonzern Electricité de France (EDF) in Flamanville an der Atlantikküste den ersten EPR-Meiler bauen. Bis 2030 würden vier Fünftel der Atomkraftwerke das kritische Alter von 40 Jahren erreicht haben, meint die EDF. Der EPR erscheint in dieser Logik nur noch als Übergangslösung.

Derweil entschieden die Niederlande, ihr einziges Atomkraftwerk nicht 2013 stillzulegen, sondern erst 20 Jahre später. Anderenfalls hätte Den Haag eine Entschädigung zahlen müssen.

Rudolf Balmer

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