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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gerät wegen einer abfälligen Bemerkung in Bedrängnis.

© Reuters

Update

Frankreichs Präsident in Bedrängnis: Emmanuel Macron gibt den Rüpel - mal wieder

Dieses Mal sind es protestierende Arbeiter, die Macron gegen sich aufbringt. Aber schon zuvor löste seine Ausdrucksweise Empörung aus.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wählt seine Worte öfter nicht mit Bedacht. Dieser Tage hat er nun die Mitarbeiter eines Herstellers von Autoteilen gegen sich aufgebracht, die kurz zuvor entlassen worden waren. Sie hatten es bei einem Besuch des Präsidenten in der Region gewagt, Plakate mit der Forderung „Macron hau ab“ hochzuhalten. Das Staatsoberhaupt reagierte mit abfälligen Bemerkungen: „Gewisse Leute sollten sich lieber nach einem anderen Job umsehen, als Chaos zu verbreiten.“

Radio und Fernsehsender verbreiteten am Donnerstag einen Audiomitschnitt von dem Gespräch Macrons mit dem Regionalpräsidenten Alain Rousset. Die beiden wurden bei der eigentlich vertraulichen Unterhaltung von einer französischen Fernsehkamera mitgeschnitten. Für die bissige Bemerkung von Macron gab es Kritik. Oppositionspolitiker der Linken und der Rechten warfen ihm Arroganz vor, Macron sei abgehoben und ein Snob, hieß es. In den sozialen Netzwerken wurde heftig protestiert.

Bernard Accoyer, Generalsekretär der konservativen Partei der Republikaner, warf ihm „mangelnden Respekt für die Mitbürger vor, besonders für diejenigen in Schwierigkeiten“. Die sozialistische Partei PS rief über Twitter Macron dazu auf „die Franzosen zu respektieren“.

Regierungssprecher versucht zu beschwichtigen

Regierungssprecher Christophe Castaner versuchte, die Kritiker zu beschwichtigen: „Ich glaube, man kann kultiviert sein und wie die Franzosen sprechen.“ Macron habe nur gesagt, was viele Franzosen denken, er rede „Klartext“. Möglicherweise handelt es sich sogar um eine Strategie, vermuteten Politikexperten, um volksnäher zu wirken, nachdem viele ihn als abgehobenen jupiterähnlichen Präsidenten bezeichnet hatten. Denn Macron sagte wörtlich „foutre le bordel“, was sehr umgangssprachlich ist und auch mit „einen Saustall hinterlassen“ übersetzt werden kann. Hintergrund war, dass der Chef einer anderen Firma in der Gegend, eines Eisenwerks, sich darüber beklagt hatte, keine Arbeiter zu finden.

Bisher war der frühere Präsident Nicolas Sarkozy berüchtigt für seine peinlichen Aussprüche, nun scheint ihm Macron den Rang ablaufen zu wollen. In Frankreich nannten ihn einige schon „den piekfeinen Sarkozy“, weil Macron nicht ausfällig wird, sondern vornehm-ruhig seine abfälligen Bemerkungen macht.

Nicht zum ersten Mal: Mitte September hatte er in Athen die Gegner der französischen Arbeitsrechtsreform kritisiert, er werde sich von „Faulenzern“ nicht aufhalten lassen. Auch diese Äußerung hatte ihm heftige Kritik eingebracht. Wie einst auch Sarkozy wird er als Präsident der Reichen beschimpft, der auf die Armen herabblickt. Die Liste von Macrons Ausfällen ist lang: Im August sagte er bei einem Bukarest-Besuch über die Franzosen im Allgemeinen: „Die Franzosen hassen Reformen.“ Reformen seien in Frankreich nur schwer möglich. Im Juni erklärte er bei einer Besichtigung von Station F, dem weltgrößten Start-up-Campus, der in einem Bahnhof residiert: „Ein Bahnhof ist ein Ort, wo sich Leute treffen, die Erfolg haben, und Leute, die nichts sind.“ Was er damit sagen wollte, war nicht ganz klar, auf jeden Fall brachte es Ärger.

Schon vor der Wahl war er durch seine Sprache aufgefallen

Auch vor seiner Wahl zum Präsidenten hatte Macron, der Frankreichs Eliteschulen besucht hat und dem auch deshalb Arroganz vorgeworfen wird, vergleichbare Bemerkungen fallen lassen. Im Mai 2016, kurz nachdem er seine Bewegung „En Marche“ gegründet hatte, sagte er zu Gewerkschaftern, die T-Shirts trugen, auf der Straße in Südfrankreich: „Die beste Art, sich einen Anzug zu leisten, ist zu arbeiten.“ Als Wirtschaftsminister hatte er sich im September 2014 mit einer negativen Ansicht über entlassene Frauen in einem Schlachthaus in der Bretagne unbeliebt gemacht. Er sprach davon, dass einige „ungebildet“ seien und deshalb kaum einen neuen Job in ihrer Gegend finden würden.

Die Zeitung „Figaro“ startete online sogar eine Umfrage zu dem Thema: „Sind Sie schockiert von Macrons Ausspruch?“ Kommentatoren schrieben dazu: Macron habe keine Mitleid mit den Armen in Frankreich, er glaube, dass er von „höherer Intelligenz sei“. Besonders vernichtend ist dieser Eintrag: „Das kommt aus dem Herzen, à la Trump eben.“

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