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Politik: Frankreichs Sozialisten suchen ein Rezept gegen Sarkozy

Fünf Politiker bewerben sich im November um den Parteivorsitz / Die Wähler beeindruckt das nicht mehr allzu sehr

Paris - Frankreichs Sozialisten kommen ihre Wähler abhanden. Das lässt eine Umfrage erkennen, die die linksliberale Pariser Zeitung „Libération“ zum Auftakt der sogenannten Sommeruniversität der Partei veröffentlichte. Das Treffen, zu dem die Sozialisten an diesem Wochenende wie in jedem Jahr in der westfranzösischen Hafenstadt La Rochelle zusammenkommen, dient sonst dazu, zum Ende der Ferienzeit die politische Kraft der Opposition zu demonstrieren. Als ihre größte Schwäche nennen 61 Prozent der Befragten die andauernden Machtkämpfe der Parteiführer. An zweiter Stelle steht in ihren Augen der Mangel an konkreten Lösungsvorschlägen für die wirtschaftlichen und sozialen Problemen des Landes. „Die Sozialisten bringen sich um ihren Kredit“, lautet das Fazit der Umfrage.

Drei Monate vor dem nächsten Parteitag, bei dem in Reims ein neuer Parteichef gekürt werden soll, sind die Rivalitäten zwischen den „Elefanten“, wie die Parteiführer genannt werden, größer denn je. Seit der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoe diese Woche offiziell seine Bewerbung um den Parteivorsitz bekannt gab, sind es fünf Kandidaten, die die Nachfolge des bisherigen Ersten Sekretärs Francois Hollande antreten wollen. Als erste hatte die voriges Jahr im Präsidentschaftswahlkampf gegen Nicolas Sarkozy unterlegene Ségolène Royal, die frühere Lebensgefährtin Hollandes, ihre Kandidatur angemeldet. In Bertrand Delanoe ist ihr nun ein wichtiger Konkurrent erwachsen, der sie in Umfragen auf Anhieb überflügelte. 28 Prozent der Befragten gaben ihm vor Royal mit 18 Prozent Zustimmung den Vorzug. Dem gegenüber rangieren die anderen Kandidaten, der Parteisprecher Julien Dray sowie der frühere Europaminister Pierre Moscovici, unter ferner liefen. Nicht viel aussichtsreicher erscheint das Interesse der früheren Arbeitsministerin Martine Aubry. Offiziell hat sie noch keine Bewerbung angemeldet, sie würde sich jedoch wie sie sagte, „nicht der Verantwortung entziehen“.

Vor der Wahl eines neuen Parteichefs müsse man sich erst auf ein Programm und eine Strategie einigen, sagte Parteichef Hollande. Er ist nach elf Jahren an der Spitze der Partei, in denen er ihren Zusammenhalt sicherte, aber nur wenig zu ihrer Modernisierung beitrug, zum Rückzug gedrängt worden. Wie die Partei eine programmatische Alternative zu Sarkozys Politik entwickeln soll, haben die Kandidaten in Diskussionsbeiträgen zum Kongress dargelegt. Die Unterschiede laufen im Kern auf die Frage hinaus, wie weit sich die Partei auch in Zukunft noch von traditionellen sozialistischen Forderungen leiten lassen kann. In Rochelle wird darüber zwar debattiert. In den Kulissen werden dort aber auch schon die Fäden für die kommenden Personalentscheidungen geknüpft. Offiziell hat Hollande keine Empfehlung für seine Nachfolge ausgesprochen. Aus gemeinsamen Auftritten mit Delanoe wurde jedoch bereits der Schluss gezogen, dass er dessen Kandidatur favorisiere, um die seiner ehemaligen Lebensgefährtin Royal zu hintertreiben. Hans-Hagen Bremer

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