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Politik: Französische Journalistin im Irak vermisst

Pariser Regierung befürchtet neue Entführung, bislang aber keine Forderungen / Chirac warnt Medien

Nur zwei Wochen nach der Freilassung der beiden französischen Journalisten-Geiseln im Irak, Georges Malbrunot und Christian Chesnot, befürchtet Frankreichs Regierung einen neuen Entführungsfall. Die Sonderkorrespondentin der Tageszeitung „Libération“, Florence Aubenas, und ihr Dolmetscher seien seit 48 Stunden verschwunden, meldeten die Behörden am Freitag. Die Redaktion bestätigte, die 43-Jährige habe sich entgegen den Abmachungen seit Mittwoch nicht mehr gemeldet. Das letzte Mal wurden die Reporterin und ihr Begleiter am Mittwochvormittag beim Verlassen ihres Hotels gesehen.

Aubenas ist seit dem 16. Dezember im Irak. Sie arbeite an Porträts über weibliche Kandidaten für die irakische Parlamentswahl am 30. Januar und habe auch mit Flüchtlingen aus Falludscha sprechen wollen, teilte die Redaktion mit.

Frankreichs Außenminister Michel Barnier sagte, „Sicherheit“ über eine Entführung gebe es nicht, man sei allerdings „beunruhigt“. Staatspräsident Jacques Chirac versprach, „alle Mittel einzusetzen, um die beiden wiederzufinden“. Er warnte Frankreichs Medien zugleich, weiterhin Berichterstatter nach Irak zu schicken. Der Chefredakteur von „Libération“, Serge July, erklärte, Aubenas sei eine „äußerst erfahrene Korrespondentin“, die bereits in mehreren Krisen- und Kriegsgebieten gearbeitet habe.

In einem Leitartikel der Zeitung hieß es am Freitag, „Libération“ habe sich trotz der Geiselnahme von Malbrunot und Chesnot im August 2004 entschieden, vor Ort zu bleiben. „Es ist unsere Aufgabe, aus einem Krisen- oder Kriegsgebiet so lange, wie es die Lage zulässt, Augenzeugenberichte zu liefern“, schrieb Redaktionsleiter Antoine de Gaudemar.

Im Gegensatz zum Entführungsfall Malbrunot und Chesnot, die fast vier Monate lang von Mitgliedern der radikalen Gruppe „Iraks islamistische Armee“ festgehalten wurden, liegt Frankreichs Regierung bislang keine Forderung von möglichen Entführern vor. Nach dem Verschwinden von Malbrunot und Chesnot im August hatten sich die Kidnapper wenige Stunden später gemeldet und die Abschaffung des Kopftuchverbots an Frankreichs Schulen gefordert. Die Pariser Regierung bildete damals einen Krisenstab und setzte alle Hebel in Bewegung, um die Geiseln zu befreien, was nach zahlreichen erfolglosen Bemühungen, auch bei Verhandlungen vor Ort, erst drei Tage vor Weihnachten gelang.

Sabine Heimgärtner[Paris]

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