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Französische Pressestimmen: Olympischer Fackellauf als "Fiasko"

Den von pro-tibetischen Demonstranten gestörten olympische Fackellauf in Paris werten französische Zeitungen als Desaster. Viele Kommentatoren würdigen zwar das Ansinnen der Demonstranten, fürchten aber um den Ruf des Sports. Eine Übersicht:

"L'Équipe":

"Paris verlöscht die Flamme. Vier Monate vor der Eröffnung der Spiele in Peking wurde die Passage der Flamme in Paris gestern zum Fiasko. Dabei ist wenig wahrscheinlich, dass die Bilder dieser Demonstrationen China zu verstehen gegeben haben, was zur Würde der Demokratien beiträgt: die Redefreiheit. (...) Wir fordern vom IOC für die Zukunft, dass es seine "Revolution" macht und die Kriterien der Auswahl der Gastländer in Einklang mit seiner Charta bringt. Und dass dabei nicht nur die wirtschaftliche, logistische und technische Kapazität berücksichtigt wird, sondern dass auch die Menschenrechte in der Nationalverfassung der Kandidatenstädte ausdrücklich erwähnt und von den Machthabern geachtet werden."

"Le Parisien":
"Der Parcours der Flamme wurde zum Alptraum. Oft brutale Polizei, massenhaft protibetische Demonstranten, ratlose Sportler, überforderte Behörden: Die symbolische Staffel der Olympischen Spiele von Peking wurde in Paris zum totalen Fiasko."

"Libération":
"Die Ohrfeige. Die Passage der olympischen Flamme in Paris wurde für die chinesischen Behörden und die französische Polizei zum Debakel. Das IOC hat sich von der öffentlichen Meinung abgeschnitten und den Militanten das Feld überlassen. Muss man daran erinnern, dass diese Neutralität mit gesenktem Haupt dem Geist der olympischen Charta widerspricht? Paris, das bei dieser Gelegenheit seinen Sinn für die Revolte wiedergefunden hat, erinnert daran, dass die Trickserei einer aktiven und gewieften Minderheit und die Scheinheiligkeit ihre Grenzen haben."

"Les Dernières Nouvelles d'Alsace": "Das ist ein totals Desaster. Eine symbolische, politische, sportliche, diplomatische und historische Niederlage. An diesem schwarzen Montag des Abenteuers Olympia hat die ganze Welt verloren! Die Legende, die Sportler, China, Frankreich, die Regierung, die Polizei, die Demonstranten und selbst die Tibeter. Der Parcours der Flamme wurde zum Kreuzweg für die Akteure und Zuschauer dieser Veranstaltung, die ein Fest sein sollte."

"Le Figaro":
"ein Fiasko. Von China aus gesehen haben gestern keine Menschenrechtler demonstriert, sondern gefährliche Wilde ohne Bildung und Moral. Feinde des Sports, des Friedens und der Brüderlichkeit. Bei ihrer Ankunft wird die Botschaft sich also in ihr Gegenteil verkehrt haben."

"La Croix": "Eine Flamme, Symbol des Friedens, wird wie ein Krimineller behandelt. Das olympische Fest hat noch gar nicht stattgefunden, da ist es schon gewesen. Die Bilder aus London am Sonntag und aus Paris gestern zeigen etwas Verdorbenes. Das IOC muss eine Antwort auf die (gute) Frage finden, die jetzt von den Olympia-Sportlern laut gestellt wird: Wie kann man es erreichen, seine Ohren nicht für die Stimmen der Tibeter zu verschließen, ohne ein Sportereignis zu gefährden, das gerade die Gelegenheit bieten kann, diesen Stimmen Gehör zu verschaffen." (ae/dpa)

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