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Frauenpolitik: Merkel sieht Gleichstellung noch nicht verwirklicht

Auch 20 Jahre nach der Schaffung eines Frauenministeriums sei der Weg zur Gleichstellung der Geschlechter noch weit. Die Kanzlerin weist darauf hin, dass es etwa "so gut wie keine Frau in den Vorständen der Dax-Unternehmen" gebe.

Berlin - Das Ganze stehe und falle sehr stark mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. "Die Gleichberechtigung der Frau wird ohne ein verändertes Rollenverhalten des Mannes nicht möglich sein", betonte Merkel bei einer Podiumsdiskussion zur Gleichstellungspolitik. Sie wies aber zugleich auf die Erfolge hin. Die hohe Zahl von Ministerinnen im heutigen Bundeskabinett sei "weit entfernt von dem, was man Frauen vor Jahrzehnten zugetraut hat". Wichtige Kernbereiche seien in die Verantwortung von Frauen gegangen.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) erklärte anlässlich des Jubiläums: "20 Jahre nach der Einrichtung des Bundesfrauenministeriums sehe ich es heute als eine wesentliche Herausforderung an, auch die Männer als Partner und Adressaten der Gleichstellung anzusprechen." Es müsse erreicht werden, dass sich die herkömmlichen Rollenbilder - für Männer wie für Frauen - öffnen. Dazu gehöre Wahlfreiheit für die Frauen, Familie und Beruf nach ihren Wünschen zu vereinbaren. Die Gleichstellungspolitik der Bundesregierung verfolge die Ziele, Chancengleichheit im Erwerbsleben zu erreichen, Frauen und Männer gemeinsam für die Familie in Veranwortung zu bringen sowie Frauen vor Gewalt zu schützen.

Süssmuth warnt vor "Rückwärtsentwicklungen"

Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU), die 1987 als erste Ministerin das neugeschaffene Frauenressort übernommen hatte, zog eine überwiegend positive Bilanz. Die Fragen der Frauenpolitik würden heute nicht mehr am Rande behandelt, sondern seien "in die Mitte der Gesellschaft gerückt". Mit Blick auf die Tatsache, dass mit Merkel erstmals eine Frau an der Spitze der Bundesregierung steht, sagte sie: "Natürlich haben wir einen Schub bekommen. Wir müssen nur aufpassen, dass wir breit davon profitieren." So solle es künftig auch mehr Ministerpräsidentinnen geben.

Süssmuth verwies zugleich darauf, dass es in den öffentlichen Debatten auch immer wieder ein "Roll Back" (Rückwärtsentwicklung) gebe. Sie verwies etwa auf die im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung immer noch vertretene These, Krippen schadeten der frühkindlichen Entwicklung, oder die umstrittenen Thesen der Fernsehmoderatorin Eva Hermann in ihrem Buch "Das Eva-Prinzip". (tso/AFP)

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