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Die Freilassung des israelischen Soldaten Gilad Schalit wurde für die Palästinenserführung nicht zum gewünschten Erfolg.

© Reuters

Freilassung Gilad Schalits: Kein Sieg der Hamas

Eigentlich sollte der Gefangenenaustausch ein Triumph der radikalislamischen Hamas über den „zionistischen Feind“ werden. Doch international wurde das Manöver zum propagandistischen Misserfolg.

Noch feiert die Führung der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas nach dem geglückten ersten Teil des Gefangenenaustausches mit Israel sich selbst. Doch hinter geschlossenen Türen berät die Organisation im Gazastreifen, wie sie etwas am Negativimage ändern kann, das sich im Zuge des Gefangenenaustauschs noch einmal verstärkt hat. Die Hamas ist verbittert: Schließlich ließ sich der Austausch nicht zu einem ungetrübten Triumph über den „zionistischen Feind“ ummünzen.

Ismail Hanija, einer der Anführer der Hamas, hat jedem in den Gazastreifen freigelassenen oder ins Zwangsexil verbannten „Freiheitskämpfer“ 2000 Dollar als Empfangsgeld versprochen. Der im Austausch freigelassene israelische Soldat Gilad Schalit steht finanziell viel besser da. Die Armee hat ihn nämlich im Laufe seiner Gefangenschaft gleich dreimal bis zum Hauptfeldwebel befördert. Er wird deshalb eine stattliche Summe als relativ hoch bezahlter Berufssoldat ausbezahlt erhalten. Zudem steht ihm bis zum Lebensende eine ansehnliche Rente als Kriegsinvalider zu.

Der Chef des Presseamtes der israelischen Regierung, Oren Helman, zog eine weitgehend positive Bilanz der internationalen Berichterstattung über den Gefangenenaustausch. Insbesondere dank der 40 nach Syrien, Katar und in die Türkei ausgewiesenen Top-Terroristen hätte die Welt erkannt, dass es sich bei den Freigelassenen insgesamt nicht um heldenhafte Freiheitskämpfer, sondern um verachtenswerte Kindesmörder handele, sagte Helman. Wie zur Bestätigung prahlte der auf Palästinenserseite für den Austausch verantwortliche Chef des „militärischen Armes“ der Hamas, Ahmed al Ja’abari, vor seiner Abreise in Kairo, dass die 40 Ausgewiesenen für die Ermordung von nicht weniger als 596 Israelis verantwortlich seien. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Zivilisten.

Die weltweit überwiegend negative Bewertung der freigekommenen palästinensischen Häftlinge und damit der Hamas insgesamt macht deren Führung schwer zu schaffen. Vor allem im Hinblick auf die zweite Phase des Austausches, bei dem Israel dem Abkommen zufolge allein darüber bestimmen kann, wer zu den 550 freizulassenden Häftlingen zählen soll, sieht die Hamas Probleme auf sich zukommen. Es werden, so viel machte Israel inzwischen klar, keine weiteren Hamas-Angehörigen freikommen, sondern meist solche der gemäßigteren Organisation Fatah. Auf diesem Wege soll auch die erschütterte Stellung von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gestärkt werden.

Die Hamas behauptete hingegen am Donnerstag, dass Ägypten auf die Liste der Freizulassenden Einfluss nehmen und dabei ihre Wünsche berücksichtigen werde. Die Islamisten befürchten angeblich, dass Israel vorwiegend palästinensische Kriminelle wie Autodiebe freilassen wird.

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