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Auch Hakenkreuze und fremdenfeindliche Parolen wurden an die Gebäude geschmiert.

© dpa

Update

Fremdenfeindlichkeit: Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkunft in Bayern

Drei Gebäude in der Nähe von Nürnberg sollten zu Flüchtlingsheimen umgebaut werden, doch in der Nacht wurden sie in Brand gesetzt und mit Hakenkreuzen beschmiert. Auch die bayerische Politik hat sich eingeschaltet.

Mitten in der angespannten Debatte über Asylbewerber und deren Unterbringung ist im mittelfränkischen Vorra am späten Donnerstagabend eine geplante Flüchtlingsunterkunft angezündet worden und abgebrannt. Sowohl die Kriminalpolizei als auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gehen von Brandstiftung aus und vermuten einen rechtsradikalen Hintergrund der Tat. Denn an einem Anbau waren ein Hakenkreuz und andere fremdenfeindliche Parolen geschmiert worden. Nun ermittelt auch der Staatsschutz. 

Bei dem Brandanschlag kamen keine Menschen zu Schaden, denn der Komplex aus drei Gebäuden - eine ehemalige Gaststätte, eine Scheune und ein Wohnhaus - war unbewohnt und noch saniert worden.  Die Bezirksregierung von Mittelfranken hatte das Anwesen, das lange leer stand, übernommen, um dort etwa 80 Flüchtlinge unterzubringen. 

Eine Nachbarin hatte um 22.45 Uhr den Brand bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Man geht von einem Schaden von 700 000 Euro aus, die Häuser sind durch die Flammen unbewohnbar gemacht worden. 

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprach von einer „schändlichen Tat“. „Braunes Gedankengut hat keinen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft“, erklärte er in München. Innenminister Herrmann sprach sich dafür aus, Flüchtlingsunterkünften besser zu schützen. "Wir werden alles tun, um die Täter zu identifizieren." Am Mittag informierte er sich vor Ort über die Situation. Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (CSU) verurteilte die "menschenverachtende Straftat". Diese Aggression mahne "zur Vorsicht", deshalb werde der Schutz von Flüchtlingsunterkünften verstärkt. Der Bayerische Flüchtlingsrat verlangte "rasche und intensive Ermittlungen gegen rechts". In Franken wie in ganz Nordbayern gebe es Neonazi-Zusammenschlüsse. 

Dokumente belegen, dass die Gaststätte Neonazi-Gruppen schon lange ein Dorn im Auge war. Seit 2012 hatte der Besitzer die Gebäude immer wieder zur Unterbringung von Flüchtlingen angeboten. Eine 2014 verbotene Organisation hatte den "rücksichtslosen Gastronomen" gegeißelt, der "schrottreife Immobilien" aufs Staatskosten sanieren lassen wolle. Die Bürger von Vorra sollten "wachsam sein".   

"Es spricht einiges dafür, dass es sich um Brandstiftung handelt", sagte am Freitag Polizeisprecher Robert Sandmann. Die Ermittler suchen nun nach Spuren und Zeugen. Bisher gebe es keine Hinweise auf den oder die Täter, sagte Sandmann. (mit dpa)

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