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Frischfleischtheke in österreichischem Spar-Markt

© Christoph Lackner/Interspar

Fremdenhass in Österreich: Spar-Märkte nehmen Halal-Fleisch aus den Regalen

Nach einer "überhitzten Facebook-Diskussion" hat die Supermarktkette Spar den Verkauf von Halal-Fleisch in Wiener Filialen eingestellt.

Von Matthias Meisner

Die Supermarktkette Spar kapitulierte nach wenigen Tagen. Seit Ende November war Halal-Fleisch testweise in Wiener Filialen zum Verkauf angeboten worden. Doch es hagelte Kundenproteste in den sozialen Netzwerken, vor allem auf Facebook. Nicht wenige davon hatten einen fremdenfeindlichen Unterton.

Am Donnerstag teilte das Unternehmen mit: "Spar beendet aufgrund der (unbegründeten!) Vorwürfe und der überhitzten Facebook-Diskussion den Wiener Verkaufstest von Halal-Fleisch." Das Unternehmen zeigte sich "traurig und schockiert über den Vorfall der Diskussionen".

Die Sprecherin von Spar Österreich, Nicole Berkmann, sagte dem Tagesspiegel, viele der Protestierer hätten geglaubt, dass Halal gleich Schächtung ist: "Es war vielen nicht zu erklären, dass das bei unserem Fleisch nicht so ist. Viele glaubten das nicht." Im Ergebnis hätten viele behauptet, Spar betrüge Kunden - entweder die Muslime, weil eine Nicht-Schächtung nicht halal sei, oder die Österreicher, weil also doch geschächtet werde.

Zwar habe es keine direkten Drohungen gegen die Supermärkte gegeben, doch seien die Postings "teilweise heftig" gewesen, erklärte Berkmann weiter. "Es wurden auch Mitarbeiter in den Märkten massiv beschimpft. Auch aus diesem Aspekt heraus haben wir uns zu einem Rückzug entschlossen."

In der Erklärung von Spar heißt es: "Wir halten fest, dass es niemals Fleisch aus Schächtungen bei Spar gegeben hat. Die verwendete Halal-Zertifizierung hat immer die Betäubung der Tiere vor der Schlachtung beinhaltet." Einziger Unterschied zu allen anderen Schlachtungen nach österreichischen Richtlinien sei ein Gebet gewesen, das während der Schlachtung gesprochen wurde.

Die österreichische Zeitung "Standard" berichtete, Fremdenfeinde hätten zuvor bereits gegen die Drogeriekette dm mobil gemacht, weil dort Hilfspakete für Flüchtlinge gekauft werden konnten. Auch Spar habe nach der Trennung von einer Mitarbeiterin, die Hasspostings verfasst hatte, bereits einige Empörung abbekommen.

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