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Friedensnobelpreis: "Bankier der Armen" ausgezeichnet

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr überraschend an den Wirtschaftsfachmann Muhammad Yunus aus Bangladesch und die von ihm gegründete Grameen Bank. Das gab das Nobelpreiskomitee bekannt.

Oslo/Berlin - Der 66-jährige ehemalige Ökonomieprofessor der Universität von Chittagong gründete 1976 die in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka ansässige Bank. Diese vergibt Kleinstkredite an die hungerleidende Bevölkerung, ohne Sicherheiten zu fordern. Der Friedensnobelpreis wird traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, überreicht.

Das Nobelpreiskomitee begründete die Vergabe an Yunus und die Grameen Bank mit deren "Verdienst um die ökonomische und soziale Entwicklung" armer Menschen in Bangladesch und vielen anderen Ländern. Dauerhafter Friede könne nicht erreicht werden, ohne dass große Teile der Bevölkerung Wege aus der Armut fänden. Die Vergabe von Mikrokrediten sei ein Mittel dazu und helfe auch, "Demokratie und Menschenrechte" voranzubringen.

Merkel "besonders erfreut"

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich "besonders erfreut" und sprach laut Vize-Regierungssprecher Thomas Steg von einer guten und bemerkenswerten Entscheidung. Die Vergabe von Kleinstkrediten durch die Grameen Bank bezeichnete Merkel laut Steg als "revolutionäre Idee aus den 70er Jahren" und "Beispiel für soziales Unternehmertum".

Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) reagierte laut einem Sprecher "mit sehr großer Freude". Durch die Arbeit von Yunus und der Grameen Bank werde die Eigenverantwortung der Menschen in der Dritten Welt gestärkt.

Der Fraktionschef der Linkspartei im Bundestag, Gregor Gysi, sagte, Yunus habe bewiesen, dass Geld in der Entwicklungspolitik vor allem sinnvoll sei, "wenn es nicht in Großprojekte fließt, sondern direkt und unbürokratisch den Betroffenen zur Verfügung gestellt wird". Yunus habe mit seiner Bank ein Pilotprojekt entwickelt, das weltweit Nachahmung gefunden habe, "allerdings noch zu begrenzt".

"Signal für die Bekämpfung von Hunger und Armut"

Die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Reinhard Bütikofer sprachen von einer "starken Entscheidung" und einem "Signal für die Bekämpfung von Hunger und Armut in der Welt". Die Vergabe sei zudem eine Aufforderung an die internationale Staatengemeinschaft, die UN-Millenniumsziele zu erfüllen. Diese sehen vor, die Zahl der Hungernden weltweit bis 2015 zu halbieren. Der Leiter des Kinderhilfswerks Unicef in Bangladesch, Louis-Georges Arsenault, würdigte Yunus' Arbeit als Beitrag dazu, "den Status der ärmsten Frauen nachhaltig zu verbessern".

Nominiert für die mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotierte Auszeichnung waren in diesem Jahr 191 Menschen und Organisationen. Zu den Favoriten zählten der ehemalige finnische Präsident Martti Ahtisaari, die regierungsunabhängige Organisation "International Crisis Group" und die chinesische Bürgerrechtlerin Rebiya Kadeer. Im vergangenen Jahr war der Friedensnobelpreis zu gleichen Teilen an die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und ihren Generaldirektor Mohamed El Baradei gegangen. (tso/ddp)

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