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Friedensnobelpreisträger: Liu Xiaobos Frau muss Peking verlassen

Die Frau des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo ist von der chinesischen Polizei zur Abreise aus Peking gezwungen worden.

Nach Berichten vom Samstag soll Liu Xia offensichtlich in die Stadt Jinzhou im Nordosten gebracht worden sein. Dort ist der Bürgerrechtler Liu Xiaobo inhaftiert. Der Dissident Wang Jinbo sagte unter Berufung auf den Bruder des Preisträgers, dass Liu Xia „in Begleitung der Polizei“ zum Gefängnis in Jinzhou - etwa 500 Kilometer von Peking entfernt - unterwegs sei.

Dort sollte sie am Samstagmorgen ankommen. Das norwegische Nobelkomitee in Oslo hatte den 54-Jährigen am Freitag für „seinen langen und gewaltlosen Kampf für fundamentale Menschenrechte“ ausgezeichnet. Liu Xia sagte dem US-Rundfunksender Radio Free Asia am späten Freitagabend, die Polizei warte, dass sie ihre Sachen zusammenpacke.

Die Beamten hätten ihr gesagt, das sie ihren Mann sehen könne. Liu Xia sagte, sie befürchte, dass sie außerhalb der Hauptstadt unter Hausarrest gestellt werden könnte. Sie habe sich bereits am Donnerstag gegen Versuche der Polizei gewehrt, sie zu einer Reise nach Jinzhou zu überreden, schrieb Liu Xia im Internet- Kurznachrichtendienst Twitter.

Nach der Bekanntgabe der Entscheidung des Nobelkomitees hatten sich bis zu 100 Unterstützter vor dem Wohnort Lius in Peking versammelt. Auch Dutzende Journalisten waren gekommen.

Die Führung in Peking hatte mit aller Schärfe auf die Entscheidung des Komitees reagiert. Liu sei „ein Krimineller“. Die Vergabe „an solche Leute“ sei „eine Schmähung“ des Nobelpreises, hieß es in Peking. Der norwegische Botschafter wurde einbestellt, wie die Regierung in Oslo mitteilte. Zudem habe der chinesische Vertreter in Oslo den „kräftigen Protest“ der chinesischen Regierung zum Ausdruck gebracht. Dabei sei angedeutet worden, dass es Konsequenzen geben werde.

Liu, Ehrenvorsitzender des PEN-Clubs unabhängiger chinesischer Schriftsteller, war im Dezember 2009 wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Er gilt als führender Kopf hinter der „Charta 08“, einem Aufruf für Demokratie und Menschenrechte in China in der Tradition der „Charta 77“ tschechoslowakischer Bürgerrechtler. Liu ist seit zwei Jahrzehnten ein führender Denker der Demokratiebewegung. Er war auch an den blutig niedergeschlagenen Protesten auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 beteiligt und saß bereits vor seiner Verurteilung mehrfach in Haft. (dpa)

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