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Politik: Friedenstruppe entdeckt Massengräber im Kosovo

TSP (Pristina/Brüssel/Genf). Deutsche und britische Soldaten der Friedenstruppe KFOR sind zwei Tage nach ihrem Einmarsch im Kosovo am Montag auf mehrere Massengräber gestoßen.

TSP (Pristina/Brüssel/Genf). Deutsche und britische Soldaten der Friedenstruppe KFOR sind zwei Tage nach ihrem Einmarsch im Kosovo am Montag auf mehrere Massengräber gestoßen. Unterdessen ging der Vormarsch der Friedenstruppe nach ersten blutigen Schußwechseln mit mehreren Toten vom Wochenende am Montag schneller als erwartet voran. In Prizren, im Süden des Kosovo, flohen am Montag ungeachtet der Schutzgarantie der Nato Tausende von Serben mit den abziehenden jugoslawischen Truppen aus dem Kosovo.

Die am Wochenende bei der Berichterstattung über den Einzug der KFOR-Truppen ums Leben gekommenen Journalisten arbeiteten für das Hamburger Magazin "stern". Wie der Verlag am Montag mitteilte, handelt es sich bei den beiden Todesopfern um Volker Krämer (56) und Gabriel Grüner (35). Ein dritter getöteter Zivilist sei mit den "stern"-Reportern unterwegs gewesen, sagte ein Sprecher der deutschen KFOR-Truppen im mazedonischen Tetovo.

"Die Massengräber werden jetzt von KFOR-Soldaten solange bewacht, bis Fachleute eine Untersuchung begonnen haben", hieß es im Nato-Hauptquartier. Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag werde Spezialisten dorthin schicken. Wie ein Nato-Vertreter berichtete, fanden Bundeswehrsoldaten in der Umgebung von Prizren zwei Gräber mit insgesamt 70 Leichen. Britische Truppen stießen bei Kacanik (Südkosovo) auf ein Grab mit 100 Toten.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR wollte am Montag die ersten Lebensmittel an Vertriebene im Kosovo verteilen. Dabei rechnet die Organisation mit 500 000 Bedürftigen.

Am Montag begannen nach Worten von Nato-Sprecher Jamie Shea Soldaten damit, ein provisorisches KFOR-Hauptquartier südlich der Provinzhauptstadt Pristina aufzubauen. Wo das endgültige Hauptquartier eingerichtet werden soll, ist noch unklar. Es sollte ursprünglich am Flughafen Slatina aufgebaut werden, doch dieser war am Wochenende von russischen Soldaten besetzt worden.

Der jugoslawische Präsident Milosevic kündigte derweil den Wiederaufbau des in der "brutalsten Nato-Aggression" zerstörten Serbiens an. "Unsere Aufgabe ist die Erneuerung unseres Landes", sagte er zu Beginn der Reparaturarbeiten an der großen Donaubrücke bei Beska, zwischen Belgrad und Novi Sad. Es ist der erste öffentliche Auftritt von Milosevic seit mehreren Monaten.

Unterdessen beansprucht Rußland nach den Worten von Regierungschef Stepaschin eine "bedeutende Rolle" für seine Truppen bei der Friedensmission im Kosovo. Dies sei unumgänglich zur "Wahrung der nationalen Sicherheit Rußlands", zitierte die Nachrichtenagentur Interfax Stepaschin. Zuvor hatten US-Präsidenten Clinton und Rußlands Präsident Jelzin am Montag erneut am Telefon über die Lage im Kosovo gesprochen. Einzelheiten würden am Wochenende beim Gipfel der sieben führenden Industrienationen (G-7) und Rußlands in Köln besprochen.

Der Präsident der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro, Milo Djukanovic, rief Belgrad am Montag auf, eine demokratische Wende einzuleiten. Djukanovic sprach in Sofia auf einer Veranstaltung des Zentrums für liberale Strategien.

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