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Politik: Frisk hört als Schiedsrichter auf

Der international anerkannte Schiedsrichter Anders Frisk beendet seine Karriere. Der 42-jährige Schwede begründet seine Entscheidung mit den massiven Morddrohungen gegen ihn seit dem Hinspiel im Achtelfinale der Champions League zwischen dem FC Barcelona und Chelsea London Ende Februar.

Stockholm (12.03.2005, 17:10 Uhr) - Nach massiven Morddrohungen hat der zur Weltspitze gehörende Fußballschiedsrichter Anders Frisk seine Karriere mit sofortiger Wirkung eingestellt. «Ich werde nie wieder einen Fußballplatz betreten», sagte der 42-jährige Schwede am Samstag in der Zeitung «Aftonbladet». Frisk, der neben dem Deutschen Markus Merk und dem Italiener Pierluigi Collina zu den absoluten Top- Schiedsrichtern im Weltfußball gehört, begründete seinen völlig überraschenden Schritt mit einer Welle von Drohungen seit dem Hinspiel im Achtelfinale der Champions League zwischen dem FC Barcelona und Chelsea London Ende Februar.

«Ich habe meine Tochter aus Angst den Briefkasten nicht mehr öffnen lassen», sagte Frisk, bei dem nach eigenen Angaben zahlreiche Morddrohungen von Chelsea-Anhängern per Telefon, Post und Mail eingegangen sind. Unmittelbar nach dem Spiel in Barcelona, bei dem Frisk dem Chelsea-Spieler Didier Drogba einen umstrittene gelb-rote Karte zeigte, wurde ihm von Trainer der Londoner, José Mourinho, vorgeworfen, dass er den Barcelona-Coach Frank Riikjard während der Halbzeitpause in seiner Kabine empfangen habe.

Auch das Weiterkommen von Chelsea nach dem 4:2-Sieg im Rückspiel habe die Bedrohungen nicht weniger werden lassen. «Es ist mit jedem Tag weiter eskaliert und bis jetzt immer schlimmer geworden», sagte Frisk. Sprecher des schwedischen Fußballverbandes äußerten sich kritisch gegenüber den Verantwortlichen bei Chelsea, weil sie Spieler und Fans gegen den Schiedsrichter «aufgehetzt» hätten.

Frisk war vorher beim Gruppenspiel der Champions League zwischen AS Roma und Dynamo Kiew im letzten September beim Gang zur Halbzeitpause von einer Münze getroffen worden und blutend zusammengebrochen. Das Spiel wurde abgebrochen und mit 0:3 für Kiew gewertet. Drei Monate später bewarfen ihn Zuschauer in Valencia beim Champions-League-Spiel zwischen dem FC Valencia und Werder Bremen (0:2) mit Gegenständen.

«Ich bin Dingen ausgesetzt worden, die für mich früher unvorstellbar waren», sagte Frisk. «Jetzt hoffe ich, dass diese Leute damit aufhören, wenn sie wissen, dass ich nicht mehr pfeife.» Die Vorwürfe von Mourinho wegen seiner angeblichen Kontakte mit Riikjard würden ihm «nach so vielen Jahren im internationalen Fußball besonders weh» tun. «Ich bin doch so erfahren. Alle müssten eigentlich wissen, dass ich während eines Spiels niemals einen Trainer in meine Kabine lasse.» Die gelb-rote Karte sehe er nach wie vor als korrekt an. (Thomas Borchert, dpa)

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