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Politik: Frühjahrsaufschwung drückt Arbeitlosenzahl auf 4,6 Millionen

Aber immer noch auf Rekordniveau / Regierung sieht trotzdem Trendwende / Kein Umschwung im Osten NÜRNBERG/BONN (Tsp).Trotz eines Rückgangs der Zahl der Arbeitslosen um etwa 200 000 im Vergleich zum Februar ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland im März auf einem Rekordniveau geblieben.

Aber immer noch auf Rekordniveau / Regierung sieht trotzdem Trendwende / Kein Umschwung im Osten NÜRNBERG/BONN (Tsp).Trotz eines Rückgangs der Zahl der Arbeitslosen um etwa 200 000 im Vergleich zum Februar ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland im März auf einem Rekordniveau geblieben.Wie die Bundesanstalt für Arbeit am Dienstag mitteilte, waren im März 4,623 Millionen Arbeitslose (12,1 Prozent) registriert.Seit Bestehen der Bundesrepublik war diese Zahl in einem März noch nie so hoch.Im Osten war die Quote mit 20,6 Prozent doppelt so hoch wie im Westen.Die Bundesregierung spricht von einer "langsamen Trendwende" im Westen; Opposition und Gewerkschaftsbund streiten dies ab.Zehntausende Menschen demonstrierten gegen die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Bundesweit waren im März 196 000 Menschen weniger arbeitslos als im Februar, aber 146 000 mehr als im März 1997.In Ostdeutschland sank die Zahl der Arbeitslosen gegenüber Februar zwar um 57 000 auf 1,548 Millionen.Bereinigt um saisonale Einflüsse stieg die Zahl allerdings um 9000 an.In den alten Bundesländern ging die Arbeitslosenzahl um 139 000 auf 3,075 Millionen zurück.Die Arbeitslosenquote lag im Westen bei 10,0 Prozent (März 1997: 10,2) und im Osten bei 20,6 Prozent (18,1).In Berlin lag die Quote bei 16,7, in Brandenburg bei 20,2 Prozent. Während die Bundesregierung wissen ließ, daß im Westen die "Trendwende langsam eingesetzt" habe, wurde dies von der SPD und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) bestritten.Auch der Präsident der Bundesanstalt, Jagoda, wollte nicht von einer Trendwende sprechen und nannte die Lage "weiterhin sehr angespannt".Eine Wende hält Jagoda erst im Herbst für möglich; im Jahresdurchschnitt rechnet er weiterhin mit 4,4 Millionen Arbeitslosen.Jagoda forderte die Wirtschaft auf, weitere Ausbildungsplätze zu schaffen; benötigt würden in diesem Jahr mindestens 30 000 mehr betriebliche Lehrstellen als 1997, um allen Bewerbern ein Angebot machen zu können. Kanzleramtsminister Bohl (CDU) sagte, für Ostdeutschland gelte es, die Unterstützung für den Aufbau Ost auf hohem Niveau fortzusetzen.Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ottmar Schreiner warf der Regierung ein unverantwortliches Auf und Ab bei der Finanzierung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vor.Der DGB bemängelte fehlende Signale für mehr Einstellungen.Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) erklärte, der Negativrekord belege das Scheitern der Bundesregierung bei der Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit. Die Bekanntgabe der Arbeitslosenzahlen wurde in vielen Städten erneut von Protesten Arbeitsloser begleitet.Bundesweit gingen zwischen 50 000 und 60 000 Menschen auf die Straße.

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